Nach der Startphase hört die Arbeit noch lange nicht auf

Nachdem sich die Rostockerin Maria Haase 2020 ein Lastenrad gekauft hat, stand sie vor einer Herausforderung: Wie soll sie ihr Kind darin gemütlich und vor Witterung geschützt transportieren? Das brachte sie auf eine Geschäftsidee: Die Gründung von Wetterpelle.

Zuletzt aktualisiert: 07.03.2023

Nachdem sich die Rostockerin Maria Haase 2020 ein Lastenrad gekauft hat, stand sie vor einer Herausforderung: Wie soll sie ihr Kind darin gemütlich und vor Witterung geschützt transportieren? Das brachte sie auf eine Geschäftsidee: Die Gründung von Wetterpelle.

Maria, mit deinen mitwachsenden Schlupfsäcken hast du es dir zur Aufgabe gemacht, Kinder während des Transportes in einem Kinderwagen, Lastenfahrrad oder Fahrradanhänger zu jeder Jahreszeit vor Wind und Wetter zu schützen.

Ja, es gab nach meinen Recherchen keine passenden Möglichkeiten, außer sie in tausende Decken einzumummeln. Das Lastenrad platzt aus allen Nähten und bietet keinen Platz mehr für nichts. Und wenn sich doch noch etwas Platz findet, sieht es nach kürzester Zeit total mistig aus – dank feuchtem Wetter und dreckiger Schuhe. Das war keine Option für mich. Ich habe mich dann umgehört und herausgefunden, dass es gerade für größere Kinder ab zwei Jahren keine Produkte gibt, die nachhaltig und mitwachsend sind. Also habe ich 2021 im Nebenerwerb Wetterpelle gegründet, um eben genau solche Schlupfsäcke herzustellen. Im November 2022 habe ich meinen Onlineshop eröffnet.

Und da Naturschutz und Nachhaltigkeit eine Herzensangelegenheit für dich sind, wolltest du diese Komponenten auch in dein Produkt fließen lassen...

Ganz genau. Nachhaltig, ökologisch und fair. Das bedeutet für mich, wenn ich so ein Projekt ins Leben rufe, dann muss auch von A bis Z Nachhaltigkeit drin stecken. Aus Bio-Materialien (Ökotex zertifiziert) und in Deutschland gefertigt, genauer sogar in Rostock und auf Rügen. Mehr MV geht fast gar nicht. Mit dem Vertrieb meiner ersten Produkte habe ich dann im November 2022 gestartet. Den Schlupfsack Luv und Lee gibt es in zwei verschiedenen Größen zu kaufen. Geeignet sind beide für Kinderwagen, Fahrradanhänger und Lastenräder. Dank der verstellbaren Fußteile wachsen die Schlupfsäcke mit.

„Ein langer Atem zahlt sich aus.
Es braucht Mut und Durchsetzungskraft, für sich selbst einzustehen.“

– Maria Haase, Gründerin
Maria Haase (33) aus Rostock hat das Label Wetterpelle im Nebenerwerb gegründet und produziert nachhaltige Produkte aus Mecklenburg-Vorpommern. Foto: V. Teske-Mbalisike

Welche Hürden haben dich bei deiner Gründung begleitet?

Da es sich um ein neues Produkt handelt, habe ich komplett bei Null angefangen. Es war viel Hintergrundarbeit notwendig. Wenn man dann die Startphase hinter sich gebracht hat, da hört die Arbeit noch lange nicht auf. Dankbar bin ich wirklich für mein Netzwerk an Freunden und Bekannten, an das ich mich immer wenden konnte und kann. Es gab auch eine Phase, in der ich alles verflucht habe. Das gehört wohl dazu. Dass die Patentanmeldung ein großer Geldfresser war, hätte ich nicht erwartet. Ein finanzielles Polster habe ich mir vorher angelegt, der Gründerkredit wurde erst im Herbst vergangenen Jahres ausgezahlt. Ich hatte auch Unternehmensberatung. Digi Trans und andere Förderungen des LFI greifen bei mir jedoch nicht, da ich in einem Angestelltenverhältnis bin.

Frauen gründen anders als Männer und häufiger im Nebenwerb. Was denkst du, woran könnte das liegen?

Wenn eine Frau Mutter ist, hat sie bereits ein Unternehmen: das Kind. Frauen müssen häufiger Rücksicht auf die Vereinbarkeit von Familie und Beruf nehmen. Und dann kommt mit der Gründung noch ein weiteres Unternehmen dazu. Gründen im Nebenerwerb erscheint erst einmal sicherer, da man bereits einen festen Job hat. Aber ob nun in Teil- oder Vollzeit – ich habe das Gefühl, dass man als Frau dreimal mehr bewertet wird. Habe ich erstens das Zeug dazu, in die Selbstständigkeit zu gehen und zweitens muss ich mir meistens von Männern noch Sprüche anhören wie: "Sie kommen ja gar nicht aus dem Berufsfeld." Ich denke, dass sich aus einem wundervollen Hobby z.B. ein wundervoller Fotograf entwickeln kann, wenn eben Liebe, Leidenschaft und ein fester Wille dahinter stecken.

Gründerin Maria Haase ist gern in der Natur unterwegs. In dem Schlupfsack, der für alle Transportmittel und Gurtsysteme kompatibel ist, ist ihr Kind vor Wind und Wetter geschützt. Fotos (4): Wetterpelle

Welche Erkenntnisse hast du aus der Gründung gewonnen?

Anfangs weiß man nicht, wie es wird und ob alles klappt, wie man es sich vorstellt. In den vergangenen zweieinhalb Jahren habe ich gelernt, standhafter zu sein. Ich schreibe verschiedene Ansprechpartner so lange an, bis ich eben eine Antwort bekomme. Ein langer Atem zahlt sich aus. Es braucht Mut und Durchsetzungskraft, für sich selbst einzustehen. Aber auch Mut zur Lücke. Eines ist mir noch bewusst geworden: Ich selber bin mein eigenes Kraftwerk.

Welche Ideen und Pläne hast du noch mit deinem Label?

Mit meinen zwei Produkten möchte ich erst einmal schauen, wie sie sich auf dem Markt behaupten. Für die kurze Zeit bin ich mit der Resonanz sehr zufrieden. Besonders stolz bin ich darauf, meine Produkte bei der Cyclingworld Düsseldorf 2023 präsentieren zu dürfen. Das wird dann meine erste Messe sein, an der ich einen Stand habe. Zudem wurde der Schlupfsack Luv für den Design Award 2023 der Cycling Europe nominiert und ich habe Platz 1 erreicht. Das freut mich sehr.

Kontakt:

Wetterpelle
Warnowufer 32
18057 Rostock
www.wetterpelle.de
E-Mail: kontakt@wetterpelle.de