Unternehmensnachfolge: Generationswechsel nach mehr als drei Jahrzehnten

Unternehmensnachfolge und Generationswechsel bei der Tischlerei Johst in Niepars bei Stralsund: Mit Hilfe der Nachfolgezentrale MV hat der einstige Inhaber Rudfolf Johst sein Unternehmen an Franco Schulz abgegeben.

Zuletzt aktualisiert: 17.06.2024
Nachfolger Franco Schulz mit seiner Frau Anna Schulz © Tischlerei Johst

Die Unternehmensnachfolge ist ein wichtiger Schritt, wenn es darum geht, ein bestehendes Unternehmen weiterzuführen. Statt ein neues Unternehmen zu gründen, könnt ihr ein bereits gut etabliertes Unternehmen übernehmen und in eure Hände legen. So hat es auch Nachfolger Franco Schulz gemacht.

Seit der Gründung im Jahr 1991 ist der Familienbetrieb Tischlerei Johst in der Region Niepars bei Stralsund als moderner Betrieb bekannt. Nun hat Rudfolf Johst, der einstige Gründer der Tischlerei, sein Unternehmen an Nachfolger Franco Schulz abgegeben.

Von den Anfängen der Tischlerei bis zum Generationswechsel

Für Rudolf Johst ist der Prozess der Unternehmensübergabe auch gleichzeitig ein Blick zurück von den Anfängen 1991 bis heute. Nach nur wenigen Wochen Bauzeit konnte der Gründer der Tischlerei damals die Produktion aufnehmen und erste Aufträge an Land ziehen.

Neben der Sanierung des „Kirchganges“ in Stralsund, als wichtigem Denkmal, kamen noch viele wichtige große Sanierungsobjekte auf den Betrieb zu. Daraufhin stellte Rudolf Johst nicht nur zusätzliche Mitarbeiter ein, sondern erweiterte auch das Leistungsspektrum und schaffte die dafür noch fehlenden Maschinen an.

Nach über 33 Jahren stand im Betrieb der Generationswechsel an, sodass der einstige Inhaber der Tischlerei sich 2019 an die Nachfolgenzentrale MV wendete und dort um die Suche nach einem geeigneten Nachfolger bat.

Frühzeitig mit der Suche zur Unternehmensnachfolge beginnen

Auch der damals 29-jährige Franco Schulz registrierte sich 2019 bei der Nachfolgezentrale MV. Bereits kurz darauf erfolgte ein erster Kontakt zwischen Vorgänger und Nachfolger. Die Übernahme des Unternehmens gestaltete sich in zwei Phasen.

Zunächst übernahm Franco Schulz zum 1. Januar 2021 als angestellter Geschäftsführer das Unternehmen. Drei Jahre später, zum 14. März 2024, übernahm er die Tischlerei als alleiniger geschäftsführender Gesellschafter. Zur Seite stand Steuerberater Jan Borowitz von der SHBB Steuerberatungsgesellschaft mbH. „Er hat mir wertvolle Hilfe in der Zeit geleistet“, fügt Franco Schulz hinzu.

„Wieder einmal zeigt auch dieser Fall, wie langwierig ein Übernahmeprozess sein kann. Vor diesem Hintergrund raten wir Unternehmern und Nachfolgeinteressierten, sich bereits drei bis fünf Jahre vor dem geplanten Übergabetermin bei uns zu melden“, empfiehlt Frank Bartelsen, Projektleiter der Nachfolgezentrale MV.  

Mit individuelle Handwerksleistungen in die Zukunft blicken

Dass die Tischlerei nicht auf einen Bereich spezialisiert sei, sondern sowohl im Neubau, aber auch in der Altbausanierung, in der Möbeltischlerei, im Fenster- und Türenbaubau-/Sanierung sowie im Denkmalschutzbereich tätig, freut Tischlermeister Franco Schulz. „Ich war von Beginn an von dem Betrieb und von dessen Vielseitigkeit begeistert.“

Individuelle Handwerksleistungen für Privat- und Gewerbekunden anzubieten, ist sein Wunsch für die Zukunft mit der Tischlerei Johst GmbH. Eine besondere Leidenschaft von ihm ist die Herstellung hochwertiger Möbel. Diesen Bereich möchte er zukünftig weiter ausbauen. Die Tischlerei beschäftigt inzwischen elf Mitarbeiter, davon befinden sich vier in der Ausbildung. Außerdem unterstützt ihn seine Frau Anna Schulz mit viel Leidenschaft und Tatkraft im Büro.

„Für eine Unternehmensnachfolge ist die Nachfolgezentrale MV ein wichtiger Kontaktvermittler. Eine gute Begleitung und Beratung durch Fachleute waren enorm wichtig. Deshalb bin ich auch meinem Steuerberater sehr dankbar für die Begleitung des Übernahmeprozesses. Zu guter Letzt war es für mich wichtig, dass meine Frau voll mitgezogen hat und alle Unwägbarkeiten und Risiken mitgetragen hat. Ich bin ihr sehr dankbar und ich rate jedem in vergleichbarer Situation seine Partnerin oder seinen Partner in den Nachfolgeprozess einzubeziehen und den Weg im Einvernehmen miteinander zu gehen“, schließt der Geschäftsführer den Unternehmenskauf ab.

Tipps für die Unternehmensnachfolge

1. Unternehmen für eine Übernahme finden: Sucht nach Unternehmen, die einen Nachfolger suchen. Ihr könnt einschlägige Börsen nutzen, im eigenen Umfeld Ausschau halten oder Tipps von Bekannten und Branchenkollegen einholen.

2. Chemie testen: Bevor ihr euch für eine Übernahme entscheidet, ist es wichtig, die Chemie zwischen euch und dem Unternehmen zu prüfen. Passt eure Vision zur Unternehmenskultur?

3. Eure Nachfolge-Idee & das Unternehmen abstimmen: Überlegt, wie ihr das Unternehmen weiterentwickeln möchtet. Behaltet Bewährtes bei und bringt gleichzeitig innovative Ideen ein.

4. Rechtliche Fragen klären: Klärt alle rechtlichen Aspekte, wie Verträge, Haftung und Eigentumsübertragung.

5. Einen Fortführungsplan erstellen: Plant die Zukunft des Unternehmens. Welche Schritte sind notwendig, um einen reibungslosen Übergang zu gewährleisten?

Aktionswoche zur Unternehmensnachfolge

Die Übergabe eines Unternehmens an die nächste Generation ist ein komplexer Prozess, der gut durchdacht und vorbereitet sein muss. Die drei Industrie- und Handelskammern in Mecklenburg-Vorpommern organisieren vom 17. bis 21. Juni eine Veranstaltungsreihe innerhalb der bundesweiten Aktionswoche „Fortsetzung folgt!“ Damit möchten sie Übergebenden und Unternehmern zu verschiedenen Aspekten der Unternehmensnachfolge informieren. 

Hier geht es zu den Veranstaltungen.

Titelfoto: Nachfolger Franco Schulz mit seiner Frau Anna Schulz
© Tischlerei Johst