Arbeitszeit in Deutschland

Eine aktuelle Auswertung zeigt: In Deutschland wird deutlich weniger gearbeitet als in den meisten anderen Ländern.

Zuletzt aktualisiert: 20.05.2025
Symbolbild für Arbeitszeit: 2 Personen arbeiten an einer Maschine

Gerade wurde eine Auswertung des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW) auf Basis von OECD-Daten (Stand:2023) veröffentlicht, in der die Arbeitszeit in verschiedenen Ländern weltweit verglichen wurde.
Die zeigt: In Deutschland wird deutlich weniger gearbeitet als in den meisten anderen Ländern.

Stärkerer Anstieg der Arbeitszeit in anderen Ländern

In vielen europäischen Staaten ist im vergangenen Jahrzehnt die Arbeitszeit schneller als in Deutschland gestiegen. So ist z. B. in Spanien die Zahl der Pro-Kopf-Arbeitsstunden (15 bis 64 Jahre) von 2013 bis 2023 um 15 % gewachsen, in Griechenland um 21 %, in Polen sogar um 23 %.
Dagegen stieg in Deutschland die Nutzung des Arbeitskräftepotenzials kaum. Im Vergleich zu 2013 sind die Arbeitsstunden nur um 2 % gewachsen.

Arbeitszeit in Deutschland unter dem internationalen Durchschnitt

Dass die Arbeitszeit in Deutschland unter dem internationalen Durchschnitt liegt, ist ein bekanntes Phänomen, das sich durch mehrere Faktoren erklären lässt.

Hier sind einige der wichtigsten Gründe:

Selbstständige können davon nur träumen

Nicht umsonst sagt man: Selbstständig sein bedeutet nichts anderes als selbst und ständig!
Das Gründen und Betreiben eines Unternehmens ist meistens nicht mit 40 oder weniger Arbeitsstunden in der Woche zu schaffen.
Hier sehen die Zahlen ganz anders aus. So hat z. B. Destatis für das Jahr 2022 festgestellt, dass überlange Arbeitszeiten unter Selbstständigen stark verbreitet sind. So arbeiten 23,3 % der Solo-Selbstständigen mehr als 48 Wochenstunden, von den Selbstständigen mit Beschäftigten waren es 41,8 %.
Das Sozio-ökonomische Panel (SOEP) geht sogar davon aus, dass Selbstständige durchschnittlich 10 bis 15 Stunden pro Woche mehr arbeiten als Angestellte.

Trotz der hohen zeitlichen Belastung gibt es viele Gründer:innen und Selbstständige

Auch trotz der durchschnittlich längere Arbeitszeit entscheiden sich viele Menschen bewusst für die Selbstständigkeit – oder bleiben dabei, weil sie dafür andere Vorteile erhalten.

An erster Stelle steht meistens die größere Freiheit und Selbstbestimmung: Selbstständige können ihre Projekte, Arbeitszeiten und Kunden oft eigenständig wählen. Viele empfinden das als sinnstiftender und erfüllender als eine feste Anstellung.

Auch der Wunsch, eigene Ideen umzusetzen, etwas Eigenes aufzubauen oder flexibel auf Familie und Lebensumstände reagieren zu können, motiviert viele Gründende.

Zudem bietet Selbstständigkeit – trotz Unsicherheiten – die Möglichkeit, sich unabhängig von hierarchischen Strukturen zu entwickeln.

Und nicht zuletzt besteht die auch Chance auf höhere Einkünfte, insbesondere bei spezialisierten Dienstleistungen oder innovativen Geschäftsmodellen.

Diese Faktoren überwiegen für viele die Belastung durch Mehrarbeit oder auch wirtschaftliches Risiko.