Das Jahr 2023 war für die Unternehmen in Deutschland schwierig – unter anderem wegen stark gestiegener Kosten, anhaltender Lieferengpässe und politisch bedingter Unsicherheiten. Dadurch rückte die Digitalisierung in den Hintergrund, wie der aktuelle Digitalisierungsindex des IW zeigt.
Digitalisierungsindex des IW
Mit digitalisierten Produkten, Prozessen und Geschäftsmodellen lassen sich neue Märkte erschließen und Wettbewerbsvorteile erzielen. Um zu verfolgen, wie die deutsche Wirtschaft auf diesem Weg vorankommt, hat das Institut der deutschen Wirtschaft im Jahr 2020 gemeinsam mit weiteren Projektpartnern den Digitalisierungsindex entwickelt und aktualisiert ihn seither jährlich. Die Ergebnisse für 2023 sind ernüchternd:
Der für 2020 auf 100 normierte Digitalisierungsindex erreichte 2023 einen Wert von 108,6 Punkten – ein Jahr zuvor waren es noch knapp zwei Punkte mehr.
Schaut man auf die zehn analysierten Kategorien, gab es innerhalb der Betriebe vor allem bei der Digitalisierung der Produkte einen deutlichen Rückschritt (minus 15 Punkte). Möglicherweise haben viele Unternehmen aufgrund des allgemeinen Kostendrucks Investitionen in digitale Produkte zurückgestellt.
Deutlich voran ging es dagegen in der Kategorie Qualifizierung – von knapp 88 auf gut 97 Punkte.
Dahinter steckt, dass die Unternehmen verstärkt Weiterbildungen für IT-Fachkräfte und -Anwender anbieten. Damit reagieren die Firmen auf die weiter gewachsene Fachkräftelücke in Digitalisierungsberufen. Diese spiegelt sich in der unternehmensexternen Kategorie Humankapital wider, die fast 17 Punkte einbüßte.
Positiv ist, dass die Unternehmen trotz des schwierigen wirtschaftlichen Umfelds an der Digitalisierung ihrer Prozesse – dazu gehört auch die digitale Vernetzung mit anderen Firmen – festhalten: In dieser Kategorie erreicht der Index 2023 mit rund 130 Punkten den höchsten Einzelwert, gegenüber dem Vorjahr gab es nochmals ein kleines Plus.
Digitalisierung nach Branchen
Auf der Ebene der sieben Branchengruppen stagnierte die Digitalisierung ebenfalls. Das Gefälle zwischen den Wirtschaftszweigen ist groß:
Die Informations- und Kommunikationstechnologie (IKT) liegt mit 293 Punkten mit Abstand vorn, Schlusslicht ist mit 67 Punkten der Bereich Baugewerbe/Ver- und Entsorgung.
Letzterer hat sich allerdings gegenüber 2022 leicht verbessert, während die IKT knapp neun Punkte einbüßte. Das lag vor allem an deutlichen Verlusten in der Kategorie Innovationslandschaft – die Zahl neuer digitaler Start-ups in der IKT-Branche ist 2023 gesunken.
Digitalisierung nach Bundesländern
Nachdem sie 2022 zusammengerückt waren, liegen die Bundesländergruppen in Sachen Digitalisierung nun wieder weiter auseinander:
Süddeutschland bleibt mit fast 130 Digitalisierungspunkten trotz leichter Einbußen klar vorn, während Ostdeutschland fast elf Zähler verliert und mit knapp 99 Punkten auf den letzten Rang zurückfällt.
Vor allem in den Kategorien Prozesse und Humankapital verbuchten die ostdeutschen Bundesländer ein Minus. Ihren Gesamtpunktwert steigern können im aktuellen Index allein die norddeutschen Länder – die dortigen Unternehmen haben vor allem ihre Produkte und Prozesse stärker digitalisiert.
Ausblick
Perspektivisch wird die deutsche Wirtschaft bei der Digitalisierung nur dann schneller vorankommen, wenn auch die Rahmenbedingungen passen. Dazu gehört der weitere Ausbau der Infrastruktur, also unter anderem der Datennetze, sowie administrativ-rechtliche Regelungen, die digitalisierungsaffine Unternehmen fördern und nicht bürokratisch behindern.
Quelle: iwd