„Eine große Hürde beim Gründen ist die Bereitschaft, ein Risiko einzugehen“

Lars Eschenburg hat mit seinem Start-up Osentec in Neubrandenburg eine Sensor-Sohle entwickelt, die per App vor Anzeichen des diabetischen Fußsyndroms warnt. Damit geht er seiner Herzensangelegenheit nach, etwas im Bereich der Orthopädietechnik zu bewegen.

Zuletzt aktualisiert: 30.03.2023

Lars Eschenburg hat mit seinem Start-up Osentec in Neubrandenburg eine Sensor-Sohle entwickelt, die per App vor Anzeichen des diabetischen Fußsyndroms warnt. Damit geht er seiner Herzensangelegenheit nach, etwas im Bereich der Orthopädietechnik zu bewegen.

Einer von vier Diabetespatienten entwickelt im Laufe der Erkrankung eine Neuropathie in den Füßen, also an dem Verlust des Druck-, Schmerz- und Hitzeempfindens. Am häufigsten werde es bei Patienten mit Diabetes mellitus Typ 2 festgestellt. "Wenn diese Stellen unbehandelt bleiben, sind Geschwüre und Wunden unvermeidbar. Durch den Verlust des Schmerzempfindens entwickeln viele Patientinnen und Patienten ein diabetisches Fußsyndrom (DFS)", sagt Lars Eschenburg von Osentec.

Prävention statt Amputation: Eine intelligente sensorische Einlegesohle hilft, die frühzeitig auf eine Gefährdung für das diabetische Fußsyndrom aufmerksam macht. Sie entdeckt Entzündungsanzeichen in Form von Wärme und erfasst Fußtemperaturdifferenzen. Die zugehörige App sendet eine Warnnachricht.

Das 2017 gestartete Verbundforschungsprojekt von Orthopädie­Technik­Service aktiv GmbH in Greifswald, dem Kompetenzzentrum Diabetes in Karlsburg (KDK) und dem Leibniz-Institut für Plasmaforschung und Technologie in Greifswald mündete 2021 in der Ausgründung der Osentec GmbH („Orthopädische Sensor-Technologie“) in Neubrandenburg.

Die Temperaturmesssohle wird sowohl konfektioniert als auch maßgenau gefertigt. In der dazugehörigen App (Bild links) werden die Messwerte des Nutzers ausgewertet und anhand bestimmter Parameter Temperaturdifferenzen ermittelt, die auf beginnende Entzündungen schließen lassen. Fotos (4): lakör GmbH & Co. KG

„Einer von vier Diabetespatienten entwickelt im Laufe der Erkrankung eine Neuropathie an den Füßen. Eine Früherkennung kann die Mobilität erhalten und Amputationen verhindern.“

– Lars Eschenburg, Geschäftsführer

Osentec hat aktuell fünf Mitarbeitende. Neben Geschäftsführer Lars Eschenburg ist Frank Starkowski sowohl Geschäftsführer bei der Greifswalder OT-Aktiv als auch bei der Osentec.

"Unser Ansatz ist es, dass die Patienten so lange wie möglich mobil bleiben", sagt Lars Eschenburg und ergänzt: "Die Vorsorge besteht – neben regelmäßigen ärztlichen Kontrollen – in erster Linie darin, dass man sich abends mit einem Spiegel hinsetzt und die Fußsohle untersucht.“

Wenn die Diagnose der Neuropathie in den Füßen gestellt wurde, dann können die Sensor-Sohlen als zusätzliches Hilfsmittel dienen, um Patienten bei der Prävention eines DFS zu unterstützen und ihre Mobilität zu erhalten. Vorerst als Produkt für Selbstzahler, sollen die Sohlen langfristig als Kassenleistung möglich sein.

Bevor Lars Eschenburg bei Osentec die Leitung übernahm, ist er als Berater und Ingenieur im In- und Ausland tätig gewesen. Seine tägliche Motivation: Mit Hilfe der Sensor-Sohle den Menschen das Lebensgefühl von Freiheit und Mobilität erhalten zu können.

Mit dem Thema Gründen hat sich Geschäftsführer und Wirtschaftsingenieur Lars Eschenburg schon lange befasst. "Was wäre eine gute Geschäftsidee? Was gibt das Netzwerk her? Was gibt es noch nicht? Mache ich etwas, was dem Planeten weiterhilft oder den Menschen?", waren etwa die Fragen, die sich der 37-Jährige damals gestellt hat. Entweder würde er sich als Unternehmensberater selbstständig machen oder im Bereich Medizintechnik.

"Ich stamme aus einer Medizinerfamilie und da mein Opa unter Diabetes und später auch am DFS litt, war es für mich auch eine Herzensangelegenheit, im Bereich Orthopädietechnik etwas zu bewegen", hebt der Geschäftsführer und Gründer hervor. Ihm sei schnell klar gewesen, welches Potenzial sich hinter der Idee verberge und wie vielen Menschen man damit helfen könne.

„Man sollte Vertrauen in seine Fähigkeiten setzen und wissen,
wann Unterstützung notwendig ist.“

– Lars Eschenburg, Gründer

Für Lars Eschenburg sei sein Studium der Wirtschaftsingenieurwesen eine sehr gute Vorbereitung fürs Gründen gewesen. Zudem war er als Berater im In- und Ausland in verschiedenen Projekten tätig und habe Erfahrungen in Start-ups gesammelt. "In Deutschland ist das Durchschnittsalter für Gründungen bei 39 Jahren. Ein große Hürde ist die Bereitschaft, ein Risiko einzugehen", weiß der 37-Jährige zu berichten.

Gerade bei Start-ups drehe sich und falle alles mit dem Team. "Eine Herausforderung in MV ist das Thema Personal, also qualifizierte, bezahlbare Leute zu finden. Dann kommt die Finanzierung dazu und die Passion – man muss fürs Thema brennen", erklärt der Unternehmer und fügt hinzu: "Man braucht eine gute Balance darin, Vertrauen in seine Fähigkeiten zu setzen und zu wissen, wann Unterstützung notwendig ist."

Kontakt:

osentec GmbH
Friedrich-Engels-Ring 6
17033 Neubrandenburg
www.osentec.de
Telefon: 0395 35116213
E-Mail: info@osentec.de