Entrepreneurship studieren: Von der Idee zum Start-up

Entrepreneurship ist ein neuer Masterstudiengang an der Hochschule Wismar. Im GründerMV-Interview spricht Studiengangsleiter Prof. Dr. Olaf Streuer über die praxisnahe Ausbildung, innovative Projekte und die entscheidende Rolle des Netzwerkens für zukünftige Unternehmer.

Zuletzt aktualisiert: 17.10.2024
Prof. Dr. Olaf Streuer

Prof. Dr. Olaf Streuer ist seit 2015 Professor für Allgemeine Betriebswirtschaftslehre an der Hochschule Wismar und leitet seit 2024 den Masterstudiengang Entrepreneurship.

Von der Entwicklung innovativer Geschäftsideen über deren Umsetzung bis hin zur nachhaltigen Führung eines Unternehmens – das Entrepreneurship-Studium bereitet Studierende auf die Herausforderungen und Chancen des Unternehmertums vor.

Prof. Dr. Streuer, was hat Sie dazu inspiriert, den Studiengang Entrepreneurship ins Leben zu rufen? An wen richtet sich das Studium?

Der Studiengang Entrepreneurship an der Hochschule Wismar ist sehr anwendungsorientiert, individuell und bietet den Studierenden viele Facetten. Als ich die StartUpYard an der Hochschule entdeckt habe, wusste ich, dass das das Zuhause des Studienganges werden kann.

Der Studiengang Entrepreneurship richtet sich an Studierende aller Fachrichtungen, die eine eigene Geschäftsidee entwickeln und umsetzen möchten. Wir bieten eine praxisorientierte Ausbildung, die sowohl betriebswirtschaftliche Grundlagen als auch spezifische Kenntnisse im Bereich der Unternehmensgründung umfasst.

Unsere Studierenden lernen, wie man Geschäftsmodelle entwickelt, Finanzierungsstrategien plant und Marketingkonzepte umsetzt. Start des Studiengangs war im Sommersemester 2024. Von über 20 Bewerbungen haben sich vier Studierende tatsächlich eingeschrieben. Der Studiengang ist für zehn bis maximal 15 Teilnehmende vorgesehen. So können wir direkt auf jeden Einzelnen eingehen und individuell betreuen. Bei zu vielen Teilnehmenden würde die Individualität verloren gehen.

Das klingt sehr spannend. Welche besonderen Merkmale hat der Studiengang?

Das Besondere ist die Anwendungsorientierung. Die Studierenden setzen das vermittelte Wissen direkt in ihrem unternehmerischen Projekt um. In der Regel ist dies das eigene Gründungsprojekt. Es kann aber auch sein, dass Studierende z.B. die Nachfolge im Familienunternehmen antreten wollen. Dabei öffnen wir den Studierenden zur Unterstützung und zum Erfahrungsaustausch das ganze unternehmerische Netzwerk, das die Region zu bieten hat. Kontakte zu regionalen Unternehmen und Start-ups verbunden mit einem Mentoring-Programm und regelmäßige Workshops sowie Netzwerkveranstaltungen, wie sie beispielsweise in der StartUpYard der Hochschule, im InnovationPort in Wismar oder sonst in MV z.B. von der Gründungswerft veranstaltet werden.


„Der Studiengang Entrepreneurship ist sehr anwendungsorientiert und individuell. Das macht ihn einzigartig.“

– Prof. Dr. Olaf Streuer, Studiengangsleiter Entrepreneurship

Welche Rolle spielt denn die StartUpYard für den Studiengang?

Die StartUpYard spielt eine zentrale Rolle im Studiengang. Sie ist ein offener Workspace für Studierende aller Fakultäten sowie Mitarbeiter. Die Lehrveranstaltungen finden in einem Multiufunktionsraum statt. Und in der Werkstatt der StartUpYard können sie vom Handwerk bis zum Digitaldruck alle Instrumente nutzen, um Prototypen ihrer Produktideen zu entwickeln, zu testen, zu verfeinern und marktreif zu machen. So lässt sich das, was wir in Theorie vermitteln, sofort in die Praxis bzw. in Geschäftsideen umsetzen.

Hinzu kommen die schon angesprochenen Möglichkeiten, sich hier mit anderen Studierenden, Gründern und Netzwerkpartnern im Rahmen von Veranstaltungen oder einfach in der Besprechungs-Launch bei eienr Tasse Kaffee auszutauschen. In der Yard ist immer etwas los und alle freuen sich über gute Kontakte, interdisziplinären Austausch und inspirierende neue Ideen.

All dies ermöglicht ihnen, wertvolle Praxiserfahrungen zu sammeln und ein Netzwerk aufzubauen, das ihnen nach dem Studium zugute kommt. Es ist also nicht nur eine Bereicherung des Lehrplans, sondern ein Sprungbrett in die unternehmerische Praxis.

"Die StartUpYard spielt eine zentrale Rolle im Studiengang", sagt Olaf Streuer. Werkstattleiter Enrico Kahl (re.) unterstützt, wenn Studierende Fragen zu den Feinheiten des Prototypenbaus im Entrepreneurship-Studium haben. Fotos (2): Verena Tesle-Mbalisike

Wie sieht Curriculum aus? Welche Kompetenzen erwerben die Studierenden im Verlauf des Studiums?

Der Studiengang ist in drei Semester unterteilt. Der Kern des Studiums bildet die wesentlichen Elemente des Gründungsprozesses ab: von der Entwicklung von Geschäftsideen, Geschäftsmodellen und dem Marketingkonzept im ersten Semester über die Geschäftsstrukturen und -prozesse, die Finanzierung, das Recruiting und Leadership sowie die rechtlichen Fragen der Gründung im zweiten Semester bis hin zur Entwicklung des Businessplans und die Vorbereitung auf Pitches im dritten Semester, das mit der Master-Thesis abgeschlossen wird.

Begleitend bieten wir eine breiten Katalog an Wahlmodulen aus verschiedenen Fachdisziplinen auch anderer Studiengänge und Fakultäten an. Die Studierenden können wählen, ob Sie sich – passend zu ihrem Skillprofil und Businessmodell – zum Beispiel in Design Thinking, Verhandlungsführung, Prototyping, Digitalisierung von Prozessen, Produkten und Marketing, Nachhaltigkeitsmanagement, Kommunikationsdesign und Medien und vieles andere mehr vertiefen wollen.

Unsere Studierenden erwerben somit interdisziplinäres Denken. Insgesamt ist es eine ganz andere intrinsische Motivation, an der eigenen Berufsgeschichte zur arbeiten und eigene Ideen zu verwirklichen.

Welche Karrieremöglichkeiten stehen Absolventen des Studiengangs Entrepreneurship offen?

Unsere Absolventen sind bestens gerüstet, eigene Unternehmen zu gründen oder geschäftsführende Positionen in Start-ups und etablierten Unternehmen, z.B. auch als potenzielle Nachfolger, zu übernehmen. Darüber hinaus sind sie auch in der Lage, in bestehenden Unternehmen Führungspositionen zu übernehmen oder als Berater tätig zu werden. Im Kern vermittelt das Entrepreneurship-Studium eine Managementkompetenz, die sehr vielfältige Einsatzmöglichkeiten in allen möglichen Branchen eröffnet.

Wie bereitet der Studiengang auf die Herausforderungen und Chancen der Unternehmensnachfolge vor?

Das Thema Nachfolge ist ein wichtiges Zukunftsthema im Bereich Entrepreneurship, weil viele bestehende Unternehmen vor der Herausforderung stehen, ihre Führung in den kommenden Jahren auf die nächste Generation zu übertragen. Ein durchdachtes Nachfolgekonzept kann den Fortbestand und die Weiterentwicklung des Unternehmens sichern und bietet immense Chancen für junge, innovative Köpfe, die in diese Rollen hineinwachsen.

Im Studiengang Entrepreneurship werden den Studierenden alle Managementkompetenzen vermittelt, die man dafür benötigt. Auch wenn die Motivation unserer Studierenden vor allem auf der Entwicklung eines eigenen Geschäftsprojekts liegt, so ist nicht auszuschließen, dass sie bei passender Gelegenheit eine Unternehmensnachfolge antreten. Hierbei kommt es ja vor allem auch auf das Matching zwischen aktuellem Unternehmer oder Unternehmerin und dem oder der Nachfolgerin an. Auf jeden Fall eröffnet sich hier für die Studierenden eine weitere Berufsperspektive mit der Chance, ihre Ideen und ihr unternehmerisches Engagement bei etablierten Unternehmen einzubringen.

Welche Bedeutung hat das Studium für die wirtschaftliche Entwicklung in MV?

Mit dem Masterstudiengang Entrepreneurship können wir einen maßgeblichen Beitrag zur Förderung von Start-ups und Unternehmertum in Mecklenburg-Vorpommern leisten. Angesichts der demographischen Entwicklung in unserem Bundesland ist es so wichtig, jungen Menschen eine attraktive Perspektive zu bieten und ihr Engagement in der Region zu fördern.

Deshalb ist es auch ein wesentliches Ziel dieses Studiengang, engagierte junge Talente aus der Region und für die Region zu gewinnen. Wer sich für das Entrepreneurship-Studium entscheidet, bringt häufig schon spannende Ideen mit, ist in besonderer Weise motiviert und sehr offen für Netzwerk und Austausch in der Region. Das bietet viel Potenzial für frische Perspektiven, von denen auch etablierte Unternehmen und die gesamte regionale Wirtschaft profitieren können.


„Mit dem Studiengang ist die Hoffnung verbunden, dass die jungen Talente in der Heimat bzw. in MV bleiben.“

– Prof. Dr. Olaf Streuer, Studiengangsleiter Entrepreneurship

Wie unterstützen Sie Studierende dabei, Netzwerke zu knüpfen und zu pflegen?

Netzwerken ist ein zentrales Element des Studiengangs. Netzwerken ist essenziell, weil es oft nicht nur darauf ankommt, was man weiß, sondern wen man kennt. Verbindungen zu anderen Unternehmern, Investoren, Mentoren und sogar Mitstudierenden können Türen öffnen, die mit reinem Wissen allein verschlossen bleiben würden.

Konkret sorgen wir über das interdisziplinäre Angebot an Wahlmodulen dafür, dass unsere Entrepreneure mit Studierenden anderer Studiengänge und Fakultäten, also z.B. angehenden Innenarchitekten, Produktgestaltern, Wirtschaftsinformatikern, Ingenieuren etc., an gemeinsamen Projekten arbeiten.

Einen exklusiven Zugang zur Start-up Community bietet das Mentoring-Programm, das wir für den Studiengang initiiert haben: Erfahrene Gründer bzw. Unternehmer aus der Region begleiten Entrepreneurship-Studierende als Mentor oder Mentorin über die gesamte Dauer des Studiums. Zudem steht den Studierenden das gesamte unternehmerische Netzwerk mit Veranstaltungen, Workshops und Projekten offen, das wir an der Hochschule Wismar seit vielen Jahren über das Robert-Schmidt-Institut, die StartUpYard und den InnovationPort etabliert haben.

Was würden Sie zukünftigen Studierenden mit auf den Weg geben, die eine Karriere im Bereich Entrepreneurship anstreben?

Mutig und offen für Neues zu sein. Unternehmertum erfordert Durchhaltevermögen und die Bereitschaft, Risiken einzugehen. Aber es bietet auch die Möglichkeit, eigene Ideen zu verwirklichen und die Welt ein Stück weit zu verändern. Nutzen Sie die Zeit an der Hochschule, um sich zu vernetzen, auszuprobieren und von den Erfahrungen anderer zu lernen.

Für das Sommersemester 2025 können sich Interessierte vom 1. Dezember 2024 bis 15. Januar 2025 bewerben. Voraussetzung für die Zulassung ist ein erster berufsqualifizierender Studienabschluss.

Weitere Informationen zum Studiengang gibt es hier.