Viertagewoche: Vollzeitkräfte nicht erschöpfter als Teilzeitkräfte

Über die Viertagewoche wird weiterhin kontrovers diskutiert. Eine kürzere Arbeitszeit fördere die Gesundheit, so die Befürworter.

Zuletzt aktualisiert: 12.03.2025
Symbolbild für Viertagewoche

Eine neue Studie des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW) zeigt jedoch: Vollzeitkräfte sind weder häufiger erschöpft noch bewerten sie ihre Arbeit schlechter als Teilzeitkräfte.
Weniger Arbeiten für das gleiche Gehalt klingt attraktiv. Doch die Meinungen in Deutschland gehen auseinander, wenn es um die Einführung der Viertagewoche geht. Die einen erhoffen sich zufriedenere und gesündere Mitarbeiter. Die anderen hingegen sehen wirtschaftliche Nachteile und einen noch größeren Fachkräftemangel.

Institut der deutschen Wirtschaft hat Auswirkungen der Arbeitszeiten untersucht

IW-Wissenschaftler haben analysiert, wie sich die Länge der Arbeitszeit auf das Wohlbefinden der Mitarbeiter auswirkt. Die Analyse auf Basis der BAuA-Arbeitszeiterhebung zeigt: Nicht allein die Arbeitszeitlänge entscheidet darüber, wie erschöpft sich Beschäftigte am Ende eines Arbeitstages fühlen. Wichtiger sind vielmehr der persönliche Handlungsspielraum und das soziale Miteinander.

- Beschäftigte mit mehr als 48 Stunden Arbeitszeit fühlen sich häufiger erschöpft

So fühlen sich Personen, die in Vollzeit arbeiten, nicht erschöpfter als Teilzeitkräfte: Fast 38 Prozent der Vollzeitbeschäftigten geben an, sich häufig körperlich erschöpft zu fühlen. Bei Teilzeitbeschäftigen sind es 42 Prozent. Auch die Arbeitszufriedenheit ist mit 93 Prozent bei Teilzeitkräften und 91 Prozent bei Vollzeitbeschäftigten auf einem ähnlich hohen Niveau.
Berücksichtigt man weitere Merkmale der Person, des Haushalts und des Arbeitsplatzes, sind auch hier die Unterschiede bei Vollzeit- und Teilzeitkräften gering.

Deutlich häufiger tritt körperliche und emotionale Erschöpfung bei denjenigen zwölf Prozent der Beschäftigten auf, die mehr als 48 Stunden pro Woche arbeiten. Ob sich Mitarbeiter ausgelaugt fühlen, hängt jedoch nicht nur von der reinen Arbeitszeit ab, sondern auch von der Gestaltung ihres Arbeitsumfeldes.

- Flexibilität statt Arbeitszeitverkürzung

„Die Verkürzung der Arbeitszeit ist kein wirksames Mittel zur Gesundheitsförderung von Mitarbeitern – angesichts des demografischen Wandels ist es sogar das falsche Signal. Um unseren Wohlstand zu sichern, müssen wir längere Arbeitszeiten wieder attraktiver machen“, sagt IW-Expertin Andrea Hammermann.
Der Schlüssel liege in flexiblen Arbeitsmodellen, die private Bedürfnisse besser berücksichtigen und den Mitarbeitern mehr Handlungsspielräume bieten.

Quelle: Pressemitteilung IW Köln

Studie: "Zum Zusammenhang zwischen Länge der Arbeitszeit und Erschöpfungszuständen: Eine Analyse auf Basis der BAuA-Arbeitszeiterhebung"

Fazit

Für zufriedene und nicht überforderte Mitarbeiter:innen in deinem Unternehmen ist nicht unbedingt entscheidend, ob sie fünf oder nur vier Tage in der Woche arbeiten. (Wobei natürlich zu lange Wochenarbeitszeiten mit mehr als 48 Stunden häufiger zu Erschöpfungserscheinungen führen).
Wichtig für das Wohlbefinden im Betrieb ist, dass das Arbeitsumfeld stimmt, ein gutes Betriebsklima herrscht und auch die Möglichkeit, die Arbeitszeit eher flexibel gestalten zu können.

Gerade in Zeiten des Fachkräftemangels und um dein Team ans Unternehmen zu binden, solltest du auch den "weichen" Faktoren im alltäglichen Arbeitsleben Aufmerksamkeit schenken.
Dazu gehören unter anderem Themen wie:
- Wie kannst du deine Mitarbeiter:innen motivieren?
- Gibt es eine offene, wertschätzende Kommunikation? Arbeitet ihr konstruktiv zusammen?
- Werden Werte wie Vertrauen und Respekt gelebt?
- Wie gut und schnell werden Konflikte erkannt und gelöst?
- Können deine Mitarbeiter:innen flexible Arbeitszeiten nutzen?
- Förderst du den Teamzusammenhalt, z. B. durch Zusammenkünfte in entspannter Umgebung beim gemeinsamen Frühstück, bei einem Betriebsausflug, einer Weihnachtsfeier?