Design Thinking ist ein hilfreiges Werkzeug, wenn du eine Idee hast – aber noch nicht weißt, wie du daraus ein tragfähiges Konzept machst. Du möchtest herausfinden, ob deine Geschäftsidee wirklich gebraucht wird? Oder ein Produkt entwickeln, das Menschen begeistert und im Alltag funktioniert? Dann bietet dir Design Thinking einen klaren, kreativen Weg.
Die Methode hilft dir, Probleme aus Sicht deiner Nutzer/innen zu verstehen und Lösungen zu entwickeln, die wirklich passen.
Was ist Design Thinking?
Design Thinking ist ein kreativer Problemlösungsansatz, der sich konsequent an den Bedürfnissen der Nutzerinnen und Nutzer orientiert. Statt direkt in die Umsetzung zu springen, lernst du zuerst, das Problem wirklich zu verstehen – und entwickelst dann Lösungen, die im Alltag funktionieren.
Die Methode kommt ursprünglich aus dem Produktdesign, wird heute aber überall eingesetzt: in Start-ups, Unternehmen, Hochschulen und sogar in der Politik. Seit 2007 prägt das Hasso-Plattner-Institut (HPI) in Potsdam die Design-Thinking-Landschaft in Deutschland – mit der ersten europäischen School of Design Thinking.
Für Gründer/innen bietet die Methode eine wertvolle Struktur, um Ideen systematisch zu entwickeln und frühzeitig zu testen.
Die sechs Phasen von Design Thinking
Der Design Thinking Prozess gliedert sich in sechs klar definierte Phasen. Jede Phase hilft dir, ein Stück näher an eine Lösung zu kommen, die wirklich relevant ist – und dabei flexibel auf neue Erkenntnisse zu reagieren.
Phase | Was passiert? |
---|---|
Verstehen | Du tauchst ins Problem ein und sammelst Infos. |
Beobachten | Du sprichst mit echten Menschen und lernst ihre Bedürfnisse kennen. |
Sichtweise definieren | Du formulierst das Problem aus Nutzersicht. |
Ideen finden | Jetzt wird’s kreativ – du entwickelst viele Lösungsansätze. |
Prototypen bauen | Du machst deine Idee greifbar – mit Modellen, Skizzen oder Demos. |
Testen | Du holst Feedback ein und verbesserst deine Lösung. |
Das Beste daran: Du musst nicht alles perfekt machen. Design Thinking lebt vom Ausprobieren, Scheitern und Lernen – und genau das macht es so wertvoll für die frühe Gründungsphase.
Warum Design Thinking für Gründende so wertvoll ist
Gerade wenn du am Anfang stehst, ist es entscheidend, deine Idee nicht nur aus deiner eigenen Perspektive zu betrachten. Design Thinking hilft dir, die Sicht deiner Kund/innen einzunehmen – und dadurch Lösungen zu entwickeln, die wirklich gebraucht werden.
Du sparst Zeit und Geld, weil du früh testest, statt blind zu investieren. Du lernst, kreativ im Team zu arbeiten – auch mit Leuten aus ganz anderen Bereichen. Und du bekommst einen klaren Prozess, der dir hilft, deine Idee zu strukturieren und weiterzuentwickeln.
Design Thinking in MV – wo es besonders sinnvoll ist
Mecklenburg-Vorpommern setzt auf Zukunftsbranchen, die besonders viel Potenzial für Innovation bieten. In diesen Bereichen sind komplexe Herausforderungen an der Tagesordnung – und genau hier kann Design Thinking seine Stärken ausspielen.
Zu den wichtigsten Innovationsfeldern zählen:
- Medizintechnik und Biotechnologie
- Erneuerbare Energien und Wasserstoff
- Maschinenbau und Digitalisierung
- Bioökonomie und nachhaltige Landwirtschaft
Wenn du in einem dieser Bereiche gründen willst, lohnt sich der Blick auf Design Thinking besonders.
Beispiel aus MV: Digitale Lösung für chronisch kranke Patienten
Wie sieht Design Thinking in der Praxis aus? Das folgende Beispiel ist fiktiv, basiert aber auf realistischen Herausforderungen und Potenzialen in Mecklenburg-Vorpommern – insbesondere im Bereich Medizintechnik und digitaler Gesundheitsversorgung.
Ausgangslage
Ein interdisziplinäres Gründerteam aus Rostock – bestehend aus einer Medizininformatikerin, einem UX-Designer und einem Schmerztherapeuten – möchte eine digitale Lösung entwickeln, die Menschen mit chronischen Schmerzen hilft, ihre Beschwerden systematisch zu erfassen und Ärzt/innen mitzuteilen. Ziel ist es, die Versorgung zu verbessern und die Selbstwirksamkeit der Patient/innen zu stärken.
Chronische Schmerzen sind ein komplexes Thema: Sie verlaufen individuell, sind oft schwer objektiv messbar und werden im Praxisalltag nicht immer ausreichend dokumentiert. Viele Patient/innen führen handschriftliche Tagebücher oder versuchen, sich an Symptome zu erinnern – was zu lückenhaften Informationen und Frustration auf beiden Seiten führt.
Design Thinking in Aktion
Phase 1: Verstehen
Das Team analysiert medizinische Leitlinien, spricht mit Fachärzt/innen und recherchiert bestehende digitale Angebote. Schnell wird klar: Es gibt zwar Apps zur Schmerzdokumentation, aber viele sind überladen, technisch kompliziert oder nicht auf die Bedürfnisse älterer Nutzer/innen abgestimmt.
Phase 2: Beobachten
In Interviews mit Patient/innen verschiedener Altersgruppen zeigt sich:
- Viele wünschen sich eine einfache, intuitive Lösung ohne medizinisches Fachchinesisch.
- Die Motivation zur täglichen Dokumentation sinkt, wenn die App zu aufwendig ist.
- Ärzt/innen beklagen, dass Daten oft unstrukturiert oder nicht kompatibel mit ihrer Praxissoftware sind.
Phase 3: Sichtweise definieren
Die zentrale Herausforderung wird formuliert: „Wie können wir eine digitale Lösung gestalten, die chronisch kranken Patient:innen hilft, ihre Schmerzen alltagstauglich zu dokumentieren – und gleichzeitig Ärzt:innen relevante, strukturierte Informationen liefert?“
Phase 4: Ideen finden
Das Team entwickelt mehrere Ansätze:
- Eine App mit Sprachsteuerung für schnelle Eingabe
- Visualisierung von Schmerzverläufen in einfachen Diagrammen
- Integration von Einflussfaktoren wie Schlaf, Stress oder Wetter
- Exportfunktion für Arztbesuche (PDF oder digitale Schnittstelle)
- Gamification-Elemente zur Motivation (z. B. Fortschrittsanzeige)
Phase 5: Prototypen bauen
Ein klickbarer App-Prototyp wird erstellt – mit Fokus auf einfache Bedienung, klare Sprache und barrierearme Gestaltung. Die Nutzeroberfläche wird bewusst reduziert, um Überforderung zu vermeiden.
Phase 6: Testen
Der Prototyp wird mit einer kleinen Gruppe von Patient/innen getestet – darunter ältere Menschen, Berufstätige und Jugendliche mit chronischen Erkrankungen. Das Feedback führt zu konkreten Anpassungen:
- Größere Buttons und kontrastreiche Farben
- Möglichkeit zur individuellen Anpassung der Eingabefelder
- Erinnerungsfunktion, die sich dem Tagesrhythmus anpasst
- Exportfunktion direkt per E-Mail an die behandelnde Praxis
Ergebnis und Ausblick
Die App wird in Kooperation mit einer Klinik in Greifswald weiterentwickelt und in einer Pilotstudie evaluiert. Erste Rückmeldungen zeigen:
- Patient/innen fühlen sich besser vorbereitet auf Arzttermine
- Ärzt/innen erhalten strukturierte Verlaufsdaten, die die Diagnose und Therapie erleichtern
- Die App fördert das Gesundheitsbewusstsein und die Eigenverantwortung der Nutzer/innen
Langfristig soll die Lösung in die elektronische Patientenakte integrierbar sein und auch für andere chronische Erkrankungen (z. B. Migräne, Rheuma) angepasst werden.
Dieses Beispiel zeigt, wie Design Thinking Gründer/innen dabei unterstützt, komplexe Probleme im Gesundheitswesen nutzerzentriert zu lösen – und dabei Innovationen zu entwickeln, die sowohl medizinisch relevant als auch alltagstauglich sind.
Design Thinking als strategisches Werkzeug für Gründende
Design Thinking bietet Gründerinnen und Gründern eine strukturierte und zugleich kreative Herangehensweise, um Ideen nutzerzentriert zu entwickeln und frühzeitig zu testen. Gerade in den Schlüsselbranchen Mecklenburg-Vorpommerns – wie Medizintechnik, Bioökonomie oder Digitalisierung – hilft die Methode dabei, komplexe Herausforderungen greifbar zu machen und innovative Lösungen zu gestalten.
Wer bereit ist, offen zu denken, aktiv zuzuhören und iterativ zu arbeiten, kann mit Design Thinking nicht nur Produkte verbessern, sondern auch Geschäftsmodelle nachhaltig aufbauen. Es lohnt sich, diesen Ansatz frühzeitig in den eigenen Gründungsprozess zu integrieren – für mehr Klarheit, mehr Relevanz und mehr Wirkung.
Integriere Design Thinking in deinen Gründungsprozess – und bringe deine Idee gezielt zum Erfolg.