Frauen in Führungspositionen: Warum Deutschland stagniert

Frauen sind in Führungspositionen weiterhin unterrepräsentiert. Deutschland liegt mit weniger als jeder dritten Führungskraft deutlich unter dem EU-Durchschnitt. Woran liegt es?

Zuletzt aktualisiert: 06.11.2025
Infografik zeigt den Anteil von Frauen in Führungspositionen: Deutschland 29,1 %, EU-Durchschnitt 35,2 %, Schweden 44,4 %. Text: Weniger als jede dritte Führungskraft ist weiblich. Warum stagniert die Entwicklung?

Der Anteil von Frauen in Führungspositionen in Deutschland hat sich in den vergangenen zehn Jahren kaum bewegt.

Laut dem Statistischen Bundesamt (Destatis) waren 2024 nur 29,1 Prozent der Führungspositionen weiblich besetzt. Damit liegt Deutschland deutlich unter dem EU-Durchschnitt von 35,2 Prozent. Schweden führt mit 44,4 Prozent, während Zypern mit 25,3Prozent das Schlusslicht bildet.

Hohe Erwerbstätigkeit, geringe Führungsquote

Fast die Hälfte der Erwerbstätigen in Deutschland sind Frauen (46,9 Prozent), doch in den Chefetagen spiegelt sich das kaum wider. Obwohl Frauen nahezu genauso häufig arbeiten wie Männer, erreichen sie nur selten Führungspositionen.

Österreich zeigt, dass es anders geht: Dort liegt die Führungsquote bei 36,2 Prozent, bei ähnlichem Frauenanteil an Erwerbstätigen. Italien liegt mit 27,9 Prozent sogar unter Deutschland, obwohl dort weniger Frauen arbeiten.

Anteil der Frauen in Führungspositionen stagniert seit 2014

Seit 2014 hat sich der Frauenanteil in Führungspositionen in Deutschland praktisch nicht verändert – ein Plus von gerade einmal 0,1 Prozentpunkten.

Im EU-Durchschnitt stieg der Anteil dagegen um 3,4 Punkte. Besonders stark wuchs er in Schweden (+7,3 Punkte), Estland (+7,2 Punkte) und Malta (+10,3 Punkte).

Diese Daten stammen von Eurostat und sind Teil des Indikatorensystems „Qualität der Arbeit 2025“ des Statistischen Bundesamts.

Warum sind Frauen in Führungspositionen weiterhin unterrepräsentiert?

Die offiziellen Statistiken nennen keine direkten Gründe für die geringe Präsenz von Frauen in Führungspositionen. Dennoch zeigen Analysen des Statistischen Bundesamtes, von Eurostat sowie des ifo-Instituts mehrere zentrale Einflussfaktoren, die das Bild erklären:

1. Traditionelle Berufswahl und Branchensegmentierung
Frauen wählen häufiger Berufe in bestimmten Branchen. Dadurch entstehen geschlechtergetrennte Karrierewege, die den Zugang zu Führungspositionen außerhalb klassischer „Frauenberufe“ erschweren.
(Quelle: destatis.de)

2. Teilzeit und Vereinbarkeit von Beruf und Familie
Lange Auszeiten für Familienaufgaben, Teilzeitarbeit und eine oft unzureichende Kinderbetreuung führen zu unterbrochenen Karriereverläufen und geringeren Aufstiegschancen.
(Quelle: dw.com)

3. Unternehmenskultur und fehlende Transparenz
Konservative Führungskulturen, stereotype Rollenerwartungen und intransparente Beförderungsprozesse bremsen Frauen auf ihrem Weg
nach oben.
(Quellen: dw.com, ifo.de)

4. Geringe Fluktuation im Mittelstand
Laut KfW stagniert die Frauenquote in Führungspositionen mittelständischer Unternehmen bei rund 15 Prozent. Besonders in patriarchal geprägten Branchen ist der Zugang für Frauen stark begrenzt.
(Quelle: kfw.de)

5. Gesetzliche Quoten und Interventionen
Das Führungspositionengesetz (FüPoG) hat Fortschritte gebracht, gilt aber nur für bestimmte Segmente wie Aufsichtsräte großer Unternehmen. Für viele Firmen greifen diese Regelungen nicht.
(Quelle: bmbfsfj.bund.de)

Mehr Frauen an die Spitze – und MV mittendrin

Um den Anteil von Frauen in Führungspositionen spürbar zu erhöhen, braucht es bundesweit gezielte Schritte: bessere Vereinbarkeit von Beruf und Familie, transparente Beförderungsprozesse, einen kulturellen Wandel in Unternehmen sowie die konsequente Umsetzung von Quoten und Förderprogrammen.

Nur so lassen sich die strukturellen Barrieren überwinden, die Frauen bislang aus den Chefetagen fernhalten.

Für Mecklenburg-Vorpommern eröffnet sich zusätzlich eine besondere Chance:
Selbstständigkeit ist ein Schlüssel, um Führungsverantwortung selbst zu gestalten. Die Region bietet dafür eine wachsende Infrastruktur: von Hochschulprogrammen über Netzwerke bis hin zu Mentoring und Gründerpreisen.

Wer gründet, verändert nicht nur die eigene Karriere, sondern auch die Führungskultur. MV kann hier Vorreiter sein, und zwar durch starke Gründerinnen und eine offene Gründungsszene, die Gleichstellung und Innovation gleichermaßen fördert.

Entdecke jetzt alle Beiträge zu Frauen in Wirtschaft, Gründung und Führung auf GründerMV: von inspirierenden Porträts bis zu praktischen Tipps und Fördermöglichkeiten.

Titelbild: VTM via Canva