Mut zum Gründen und Selbstkompetenz – das brauchen Frauen für eine selbstbewusste Sichtbarkeit besonders

Juliane Hinz (35) aus Neustrelitz ist Empowerment-Coach und Business-Mentorin. Im Interview spricht die Gründerin und Rückkehrerin über ihre Selbstständigkeit, Sinnhaftigkeit und Social Media. 

Zuletzt aktualisiert: 03.11.2023

Juliane Hinz (35) aus Neustrelitz ist Empowerment-Coach und Business-Mentorin. Im Interview spricht die Gründerin und Rückkehrerin über ihre Selbstständigkeit, Sinnhaftigkeit und Social Media. 

Juliane, du hast dich als Empower­­ment-Coach und Business-Mentorin selbstständig gemacht. Was können wir uns genau darunter vorstellen?

Das Empowerment Coaching beinhaltet, Persönliches anzuschauen, also was an inneren Blockaden da ist oder limitierenden Glaubenssätzen, die sich zeigen und Menschen im Businessaufbau behindern. Es geht mir darum, dass sie mit einer inneren Klarheit sichtbar werden, um diese selbstbewusst nach außen zu tragen. Dabei hilft auch die Integration von Human Design. Es ist ein sehr hilfreiches System, das der persönlichen Entwicklung dient, also um sich selbst darüber klar zu werden, wer man ist. Man erkennt darin die eignen Stärken, die man seit der Geburt mitbringt und auch die Lernaufgaben des Lebens.

Dein Weg in die Selbstständigkeit führte dich zunächst durch andere berufliche Stationen außerhalb MVs...

Genau, ich bin in Blumenhagen bei Pasewalk und in Neustrelitz aufgewachsen. Nach dem Abi in Neustrelitz habe ich in Dresden eine Ausbildung zur Hotelfachfrau absolviert und bin anschließend nach Hessen gezogen. In Frankfurt/Main habe ich in einem Hotel gearbeitet und in Wiesbaden war ich neben meinem berufsbegleitenden BWL-Studium schon im Marketing von einem Seminaranbieter tätig. Danach war ich bei einem Start-up in Wiesbaden und dann bei einem Ärzteverein.
Insgesamt habe ich gemerkt, dass Online-Marketing mein Berufsfeld ist und bei jedem Wechsel überlegt, was willst du bezwecken. Ich dachte, ich würde von Unternehmen zu Unternehmen glücklicher werden. Doch das wurde ich nicht.

Wie ging es für dich weiter?

Die Coronakrise 2020 brachte eine Zeit der beruflichen Neusortierung mit sich. Es muss für mich eine Sinnhaftigkeit hinter meiner Tätigkeit stecken. Das sehe ich zum Beispiel im Coaching, bei Heilern oder Therapeuten.  "Wenn nicht jetzt, wann dann?" dachte ich mir und startete mit einer Marketing-Beratung in die Selbstständigkeit. Schon bald habe ich gemerkt, ich bin nicht nur Beraterin, ich gehe tiefer, eigentlich coache ich. Also habe ich eine Coaching-Ausbildung dazwischen geschoben und mich schließlich getraut, meine Selbstständigkeit als Empowerment Coach und Business Mentorin zu erweitern.


„In einer Selbstständigkeit geht es nicht darum, dass man alles allein macht. Mein Tipp für alle Selbstständigen ist, sich frühzeitig Netzwerke und Kooperationen zu suchen sowie auch Mentoren oder einen Coach. Das hat mir enorm viel Zeit und Sorgen erspart.“

– Juliane Hinz, Günderin und Rückkehrerin

Wie hast du dich auf die Gründung vorbereitet?

Ich habe Webseiten gewälzt und mir viel selber angelesen. Im BWL-Studium hatte ich einen Gründungsteil. Bei der Agentur für Arbeit habe ich einen Gründungszuschuss beantragt und einen Gründerkredit bei der KfW-Bank aufgenommen. Von meiner Steuerberaterin habe ich mir eine Tragfähigkeitsbescheinigung ausstellen lassen. Den Businessplan und Finanzplan habe ich mit Hilfe einer Software erstellt. 
Ein Jahr war ich mit meinem Unternehmen "Webantrieb" in Wiesbaden tätig. Dann ging es zurück nach Neustrelitz und damit einher die Gewerbeanmeldung dort.

Was hat dich zur Rückkehr bewogen?

Die Rückkehr nach MV war in erster Linie eine private Entscheidung. Meine Familie lebt in Neustrelitz. Dadurch, dass mein Partner und ich eine tolle Wohnung gefunden haben, wurde die Entscheidung zurück zu den Wurzeln bekräftigt. In meiner Wohnung am See habe ich mein Büro und lade von dort Klienten aus der Schweiz, Österreich und Deutschland in meinen virtuellen Coaching-Raum ein.

Du hast nun beide Seiten gesehen. Wie unterschiedlich gründen Frauen denn in Hessen und MV?

Es sind anteilig zwar mehr Frauen unter den wenigen, die hier gründen (im Vergleich zu anderen Bundesländern hinkt MV leider hinterher). Warum das so ist, kann an verschiedenen Gründen liegen. Vielleicht die besser vorhandenen Möglichkeiten der Kinderbetreuung für Mütter oder die vermittelten Werte, das kann ich nicht genau sagen. Mut zum Gründen und Selbstkompetenz – das brauchen Frauen für eine selbstbewusste Sichtbarkeit besonders. Insgesamt habe ich in Wiesbaden den so genannten Gründergeist gespürt. Dieses Gefühl, innovativ und groß zu denken, habe ich mitgenommen und halte daran fest. In MV gibt es auch eine Gründerszene...

Eine Gründerszene, die du übers Netzwerken entdeckt hast!

Genau, in MV treffen innovative Köpfe zusammen. Da habe ich schon wertvolle Kontakte geknüpft, wenn ich da etwa an Judith Kenk und Katharina Scheunemann denke. Bei Stammtischen und Veranstaltungen bin ich regelmäßig dabei. Zudem bin ich Mitglied bei der Gründungswerft aus Greifswald. Ein tolles Frauen-Netzwerk ist "Beyond Peers" in Rostock, aber auch überregional sehr bereichernd sind "Femboss" in Berlin, "Mentor me" in Berlin und "Mentor lane" Frankfurt.

Wie sieht denn ein typischer Arbeitstag bei dir aus?

Anfangs habe ich versucht, alles strikt einzuhalten. Jetzt arbeite ich das ab, was wichtig ist. Das kommt mit der Zeit von allein. Maximal zwei Termine pro Tag fürs Coaching, die Vorbereitung von Kursen und Social Media. Ich habe mir eine intuitive Arbeitsweise angeeignet. Um als Selbstständige durchzuhalten, braucht es Selbstreflexion, Mut, Flexibilität und Resilienz. Aber auch das Abschalten ist wichtig. Dafür meditiere ich und mache Yoga. 

Du bist selbst auf Facebook und Instagram aktiv. Wie schaffst du die Balance zwischen Content Kreation und Konsumption?

Social Media nutze ich vorrangig, um zu kreieren und nicht um zu konsumieren. Das war allerdings auch ein Prozess. Anfangs habe ich viele Vergleiche mit anderen Content Creatoren angestellt. Doch ein bewusster Umgang mit Social Media ist sehr wichtig, denn sonst lauert die Gefahr, im Hamsterrad zu landen. Wenn dann stelle ich mir den Timer auf eine halbe bis eine Stunde für den bewussten Konsum. 

Welche Ideen und Pläne hast du als Coach und Mentorin?

Mein Traum ist es, ein modernes Coaching-Center zu erschaffen mit Seminarräumen, mit Catering und Retreats. Das alles am besten in einem Haus am Meer, wo alle unterkommen können. Ab 2024 organisiere ich ein kleines Netzwerk für Neustrelitzer Selbstständige (m/w), die durch ihre Dienstleistungen die persönliche Entwicklung fördern (Coaching, Yoga, TCM, Tanz). Ich habe hier bereits einige wundervolle Kooperationspartnerinnen, die darin mitwirken wollen. 

Kontakt:

Empower­­ment-Coach und
Business-Mentorin

Juliane Hinz
Zur Weißen Brücke 3
17235 Neustrelitz

Telefon: 0162 3755442
E-Mail: kontakt@julianehinz.com

https://www.facebook.com/juliane.hinz.coaching

https://www.instagram.com/julianehinz

Fotos (5): Sandra Doerpinghaus