„Innovative Ideen für die Gesundheitswirtschaft“ – unter diesem Motto hatte das Ministerium für Wirtschaft, Arbeit und Gesundheit in Kooperation mit der BioCon Valley® GmbH, dem Netzwerk für Gesundheitswirtschaft in Mecklenburg-Vorpommern, zum zwölften Ideenwettbewerb Gesundheitswirtschaft aufgerufen.
Wirtschaftsminister Reinhard Meyer prämierte die Gewinner des landesweiten Wettbewerbs nun am Donnerstag, 2. Mai, im Hotel Speicher in Schwerin. Dabei betonte er, dass die Gesundheitswirtschaft für Mecklenburg-Vorpommern eine strategisch wichtige Branche sei, die in den Bereichen Life Science, Gesundheitsdienstleistungen, Gesundes Alter(n), Gesundheitstourismus und der Ernährung für die Gesundheit zukunftsweisende Themen behandelt. Denn dies zeige sich auch in den ausgezeichneten Vorhaben.
"Die Unternehmen haben innovative Projekte entwickelt, in denen es beispielsweise um die Weiterentwicklung KI-basierter Anwendungen, den Einsatz von Robotik zur Entlastung von Pflegekräften oder der digitalen Adipositas-Nachsorge für betroffene Jugendliche geht. Wir unterstützen die Projektideen mit dem Ziel, wettbewerbsfähige Produkte und. Dienstleistungen in den Markt zu bringen. Das stärkt die Wirtschaft in Mecklenburg-Vorpommern“, sagte Reinhard Meyer vor Ort.
Sieben Gewinner ausgewählt – neue Projektideen der Gesundheitswirtschaft für rund 1,3 Millionen Euro vor dem Start
In diesem Jahr gingen insgesamt 22 Projektideen in die Bewertungsrunde ein. Denn für den Wettbewerb hat das Wirtschaftsministerium zukunftsweisende innovative Ideen für Dienstleistungen, Prozesse und Projekte für die Gesundheitswirtschaft gesucht. Diese sollen das Potenzial der Branche durch Vernetzung, Kooperation, Marketing, Fachkräftesicherung und Internationalisierung weiter erschließen, um die Wettbewerbsfähigkeit und Innovationskraft des Standortes Mecklenburg-Vorpommern zu stärken.
Bei den sieben zur Förderung vorgeschlagenen Projektideen handelt es sich insgesamt um ein Fördervolumen in Höhe von rund 984.700 Euro und um ein Gesamtvolumen in Höhe von rund 1,314 Millionen Euro.
„Der Ideenwettbewerb ist ein gutes Instrument, um kreative Ideen in konkrete und qualitativ hochwertige Projekte umzusetzen. Die Förderung trägt dazu bei, dass sich die Unternehmen auf die Umsetzung ihrer innovativen Ideen fokussieren können und die hierfür erforderliche Marketing- und Netzwerkarbeit finanziell unterstützt wird“, so Meyer.
Das Ministerium für Wirtschaft, Arbeit und Gesundheit Mecklenburg-Vorpommern hat seit dem Start des Ideenwettbewerbs Gesundheitswirtschaft 2008 zahlreiche Projekte der Gesundheitswirtschaft unterstützt. Die insgesamt 63 Projektideen erhielten eine Förderung in Höhe von 7,6 Millionen Euro aus Mitteln des Europäischen Fonds für regionale Entwicklung (EFRE). Das Gesamtinvestitionsvolumen betrug etwa 10,6 Millionen Euro.
Im Landeshaushalt 2024/2025 stehen Mittel in Höhe von einer Million Euro pro Jahr für Zuwendungen für Projekte der Gesundheitswirtschaft zur Verfügung.
Überblick der Gewinner des Ideenwettbewerbs Gesundheitswirtschaft 2024
Universitätsmedizin Rostock, Institut für Biomedizinische Technik
PRIS-Tool – Schnelles und einfaches Screening für die Augenheilkunde
- Beim PRIS-Tool handelt es sich um ein schnelles und einfaches Screening für die Augenheilkunde, das krankheitsbedingte Veränderungen der Netzhautgefäße beispielsweise für Diabetes-Patienten sichtbar macht.
- Inhalt des Projektes sind die App-Entwicklung als Bedienungs- und Dokumentationshilfe für das PRIS-Tool sowie die Initiierung und Auswertung von Anwenderstudien an Diabeteserkrankte.
- Dazu erfährt das Netzwerk eine Erweiterung für eine enge Zusammenarbeit mit Fachgesellschaften, Patientenvertretungen, wissenschaftlich arbeitenden Arztpraxen und Kliniken, Forschungseinrichtungen, Krankenkassen und Unternehmen.
„Die Umsetzung der innovativen und vor allem einfachen Methode zur Erkennung von Netzhautveränderungen könnte potenziell weltweit, insbesondere auch für einkommensschwache Regionen, eingesetzt werden. Die Methode wurde bereits patentiert. Das bietet enormes Potenzial als Leuchtturm-Projekt der Gesundheitswirtschaft Mecklenburg-Vorpommerns“, betonte Meyer.
GWA Hygiene GmbH
ANGEL – Advanced Network for Guarding Elderly Lives
- Im Fokus des Vorhabens stehen die Weiterentwicklung und Vermarktung des Zonensensors - einem KI-gestützten System zur Erkennung kritischer Zustände bei pflegebedürftigen Personen.
- Der bereits in Kliniken eingesetzte Zonensensor, der Patientenbewegungen detektieren kann, soll auf den Bereich der ambulanten und stationären Pflege erweitert werden und bei pflegebedürftigen Personen frühzeitig Delir und Sturzrisiken erkennen.
- Zu diesem Zweck erfolgt die Gründung eines Experten-Netzwerk aus fünf Krankenhäusern und fünf Pflegeheimen, um den Zonensensor in gemeinschaftlicher Entwicklung mit Praxispartnern aus dem klinischen Bereich und Technologiepartnern weiter zu entwickeln und zu vermarkten.
„Das Projekt hat eine hohe technologische und gesellschaftliche Relevanz. Eine Technologie zur sicheren Erkennung von Sturz und Delir und vor allem das Erkennen von Symptomen in einem Vorstadium, ist sehr innovativ. Über den Zonensensor können pflegebedürftige Personen besser geschützt werden“, berichtete Meyer.
Medventi GmbH
H2R2 – Helpchat 2.0 – Realisieren von Robotik zur Entlastung von Pflegekräften
- Ziel des Projektes ist die Einbindung von Robotik in die bereits bestehende Helpchat-Pflegeruf-App.
- Mit einer zusätzlichen Anbindung von Robotik, die Seite an Seite mit Pflegekräften arbeitet, wollen die Projektmitarbeiter bestimmte Prozesse vollständig automatisieren (Care Automation).
- Die Einbindung eines sogenannten Large Language Modells (LLM) in den Kommunikationsprozess bringt eine Vereinfachung der Bedienung mit sich.
- Die Machbarkeit und Effektivität der robotischen Lösung testet das Unternehmen in verschiedenen Testumgebungen mit dem Ziel der Optimierung und Evaluierung.
„Durch den Einsatz von Künstlicher Intelligenz hat das Thema Robotik in der Pflege Fahrt aufgenommen. Ein intelligentes System zur teilweisen Automation von Prozessen in der Patientenpflege könnte zu einer Entlastung der angespannten Fachkräftesituation im Pflegebereich beitragen“, so Meyer.
MEDIGREIF Digital Health GmbH
MyAdiCare - dein Alltagshelfer für die digitale Adipositas Nachsorge
- Ziel des Projekts ist die Entwicklung einer App zur Unterstützung der Therapie von jugendlichen Adipositas-Patienten und zur Nachbetreuung nach Reha-Aufenthalten.
- Die App verspricht, die Ergebnisse einer Therapie nachhaltig zu festigen und die Rückfallquoten der Patienten zu alten Verhaltensmustern zu senken.
- Es wird eine Anerkennung als Digitale Gesundheitsanwendung angestrebt (DiGA).
„Die App soll in der ambulanten und stationären Therapie, während Reha-Aufenthalten und in der Nachbetreuung von jugendlichen Patienten zum Einsatz kommen und nachhaltig die Rückfallquoten in alte Verhaltensmuster senken“, sagte Meyer.
Universitätsmedizin Rostock, Nephrologie
Multi-Organ-Support – Entwicklung einer extrakorporalen Plattform zur gleichzeitigen Unterstützung mehrerer Organe bei der Behandlung des Multiorganversagens
- Inhalt der Projektidee ist die Entwicklung eines Demonstrators. Mit dessen Hilfe soll die Machbarkeit einer gleichzeitigen Unterstützung mehrerer Organsysteme (Leber, Niere und Lunge) durch nur einen extrakorporalen Kreislauf mit nur einer semipermeablen Membran nachgewiesen werden.
- Bisher müssen Patienten dazu an verschiedene extrakorporale Systeme angeschlossen werden, bei denen sich mögliche Nebenwirkungen potenzieren.
- Diese Machbarkeitsstudie bildet die Grundlage für ein EU-Verbundprojekt mit zum Teil internationalen Partnern.
„Hier geht es um eine ganzheitliche und multifunktionale Herangehensweise bei der Behandlung von Patienten mit Multiorganversagen. Dafür hat sich ein internationales Netzwerk zusammengefunden, unter anderem aus zwei weiteren Unimedizinen. Unternehmen aus Mecklenburg-Vorpommern, ganz Deutschland, Frankreich und den USA“, berichtete Meyer.
Speed Care Mineral GmbH
HaloyHealth – Neuartige Therapieansätze zur enteralen Entgiftung: Biomedizinische Anwendungen hochreiner Mineralstoffe
- Die Projektidee der Speed Care Mineral GmbH zielt darauf ab, zusammen mit der Unimedizin Rostock das Potenzial hochreiner Mineralprodukte für klinische Anwendungen jenseits der Blutstillung zu erforschen.
- Insbesondere sollen Mineralprodukte hinsichtlich ihrer Adsorptionsfähigkeiten verschiedener krankheitsfördernder Toxine und Entzündungsmediatoren im Darm untersucht werden.
- Weitere Anwendungsmöglichkeiten sollen identifiziert und das Marktpotenzial analysiert werden.
„Die Firma Speed Care Mineral GmbH hat ein auf hochreinen Mineralien basiertes Produkt für die Blutstillung auf den Markt gebracht, das nach Unternehmensangaben kurz vor der CE-Zulassung steht. Die Unimedizin Rostock arbeitet bereits seit rund zehn Jahren an diesem Thema. Im engen Schulterschluss sollen nun Mineralprodukte identifiziert werden, die eine hohe Bindungsfähigkeit für Substanzen aufweisen, die hohe Relevanz für die Darmgesundheit haben“, so Meyer.
Fraunhofer-Institut für Zelltherapie und Immunologie,
Abteilung für Extrakorporale Therapiesysteme
mi4ASSESS-MED – Marketing- und Innovationsstrategie zur Stärkung der Marktposition und Wettbewerbsfähigkeit von ASSESS-MED („Assessment-Labor für Medizinprodukte“)
- Im Rahmen der Projektumsetzung soll eine Marketingstrategie entwickelt und umgesetzt werden.
- Parallel erfolgt eine Erweiterung des Leistungsportfolios auf Basis einer durchzuführenden Marktanalyse.
- Im Ergebnis soll die Marktposition des Prüflabors sowohl national als auch international gestärkt bzw. ausgeweitet und potenziell neue Kundengruppen akquiriert werden.
„Bereits im Ideenwettbewerb Gesundheitswirtschaft 2018 wurde das Projekt ASSESS-MED des Fraunhofer IZI gefördert. Daraus ist nach Unternehmensangaben das deutschlandweit erste Prüflabor mit DAkkS-Akreditierung eines Dialysator-Leistungsbewertungsverfahrens entstanden. Mit Hilfe eines professionellen Marketingkonzeptes sollen neue Märkte und Kunden erschlossen werden“, betonte Meyer.
Informationen zur Gesundheitswirtschaft
Die Gesundheitswirtschaft sei laut Wirtschaftsministerium in Mecklenburg-Vorpommern seit Jahren ein stabiler, krisenfester Wachstumsfaktor mit mehr als 160.000 Erwerbstätigen. Nach aktuellen Daten weise die Branche eine Wertschöpfung von insgesamt ca. 6,5 Mrd. Euro aus. Das entspreche fast 15 Prozent der gesamten Wirtschaftsleistung des Landes. Rückgrat der Gesundheitswirtschaft in MV bleibe nach wie vor die medizinische Versorgung. Aber der Anteil der mittelständisch geprägten industriellen Gesundheitswirtschaft (u.a. Produktion, Vertrieb und Großhandel von Humanarzneimitteln, Medizintechnik und Medizinprodukten) in Mecklenburg-Vorpommern wachse stetig. Dies sei umso bedeutender, da Medizinprodukte und Medizintechnik Wachstumstreiber im Hinblick auf Wertschöpfung, Beschäftigung und Export sind.
Quelle: Pressemitteilung Ministerium für Wirtschaft, Arbeit und Gesundheit (WM)