Schülerfirmen als Wegbereiter für junge Unternehmen von morgen

Schülerfirmen leisten einen Beitrag, Kinder und Jugendliche für die Themen Gründung und Innovation zu sensibilisieren. Zudem stärken sie die Berufswahlkompetenz. Nun hat das Bildungsministerium MV eine Handreichung zu dem Thema veröffentlicht.

Zuletzt aktualisiert: 24.07.2024

Schülerfirmen sind pädagogische Projekte an Schulen, die sich praxisnah mit dem Thema „Wirtschaften“ beschäftigen. Schüler und Schülerinnen können eigene Geschäftsideen selbstständig umsetzen und so praktische Erfahrungen im Unternehmertum sammeln. 

Das Ministerium für Bildung und Kindertagesförderung Mecklenburg-Vorpommern hat nun die neue Handreichung „Gründung und Betrieb von Schülerfirmen“ herausgebracht.

"Damit möglichst viele Schülerinnen und Schüler an diesen pädagogischen Projekten teilnehmen, haben wir Tipps und praktische Anleitungen für eine erfolgreiche Arbeit in einer Schülerfirma zusammengestellt“, sagte Ministerin Simone Oldenburg bei der Präsentation der neuen Handreichung.

Die Publikation richte sich an Lehrkräfte, pädagogische Betreuerinnen und Betreuer sowie Schülerinnen und Schüler. Themen wie Ideenfindung, Planung, Finanzen, Marketing sowie rechtliche und organisatorische Aspekte finden darin Platz sowie bewährte Strategien, die bei der Gründung und Verwaltung der Schülerfirmen unterstützen.

Richtlinien für die Gründung

Schülerfirmen bieten die Chance, Theorie und Praxis zu verbinden und wertvolle Erfahrungen für die Zukunft zu sammeln auch hinsichtlich der Berufs- und Studienwahl.

Gründungsprozess:

  1. Ideenentwicklung: Schülerinnen und Schüler entwickeln gemeinsam Geschäftsideen, die realistisch und umsetzbar sind.
  2. Businessplan: Ein detaillierter Businessplan umfasst die Geschäftsidee, Finanzplanung und Marketingstrategie.
  3. Rechtliche Rahmenbedingungen: Schülerfirmen müssen bestimmte rechtliche und regulatorische Aspekte beachten, wie z.B. die Umsatzsteuererklärungspflicht.

Vorteile von Schülerfirmen:

  • Praktisches Lernen: Schüler/innen lernen durch direkte unternehmerische Aktivitäten.
  • Entwicklung von Schlüsselkompetenzen: Teamfähigkeit, Eigenverantwortung, Initiative, Kreativität und unternehmerisches Denken werden gefördert.
  • Vorbereitung auf das Berufsleben: Schülerfirmen dienen als Vorbereitung und bieten Einblicke in wirtschaftliche Zusammenhänge.

„Eine Schülerfirma aufzubauen und zu betreiben, ist eine aufregende und lohnende Erfahrung für die Kinder und Jugendlichen. Sie lernen viel über die wirkliche Geschäftswelt, indem sie Produkte herstellen oder Dienstleistungen erbringen. Damit sammeln sie wertvolle Erfahrungen für ihren späteren Berufsweg. Schülerfirmen tragen zum Ausbau der Berufswahlkompetenz bei. So kann der Übergang von der Schule in den Beruf besser gelingen. Einerseits können die Kinder und Jugendlichen in ihrer Firmen die Zusammenarbeit mit lokalen Unternehmen ausbauen und anderseits können die Betriebe junge Talente kennenlernen. So erwachsen für beide Seiten neue Perspektiven in ihrer Heimatregion“, hebt Simone Oldenburg hervor.

Arten von Schülerfirmen

Es gibt eine Vielzahl von Schülerfirmen, die sich durch ihre Geschäftsideen und Branchen unterscheiden. Hier sind einige typische Beispiele:

  • Pausenversorgung/Catering: Viele Schülerfirmen spezialisieren sich auf die Versorgung ihrer Mitschüler mit Snacks und Getränken während der Pausen.
  • Event-Management: Organisation und Durchführung von Veranstaltungen wie Schulfeiern oder Theateraufführungen
  • Schulmarketing: Entwicklung und Verkauf von Merchandise-Artikeln oder die Vermarktung der Schule bei öffentlichen Veranstaltungen
  • Nachhilfe: Angebot von Lernunterstützung für Mitschüler in verschiedenen Fächern
  • Dekoration und Kunst: Betrieb einer Ton- oder Holzwerkstatt, Herstellung und Verkauf von Dekorationsartikeln oder Betrieb eines Kunstverleihs
  • Technische Dienstleistungen: PC-Service, Reparatur oder Eigenbauverkauf von Computern

Diese Beispiele zeigen, dass Schülerfirmen in verschiedenen Bereichen tätig sein können und die Schülerinnen und Schüler die Möglichkeit haben, ihre Interessen und Fähigkeiten in die Praxis umzusetzen. Die Kreativität und das unternehmerische Denken der Schüler werden dabei besonders gefördert. 

Erfolgreiche Schülerfirmen in MV

Vor der Corona-Pandemie gab es noch 85 Schülerfirmen. Aktuell sind rund 30 Schülerfirmen im Bundesland aktiv, die vor allem in den Branchen Merchandising, Ernährung, Lebensmittelproduktion und IT tätig sind. Diese Firmen bieten Schülerinnen und Schülern die Möglichkeit, wertvolle Erfahrungen für ihren späteren Berufsweg zu sammeln und praktische Kenntnisse in der Geschäftswelt zu erwerben.

Die Landeskoordination übernimmt der Verein „RAA – Demokratie und Bildung Mecklenburg-Vorpommern“, deren Aufbau im Jahr 2023 mit rund 40.000 Euro vom Land gefördert worden ist. Für den Betrieb sind Landesförderungen in diesem Jahr in Höhe von rund 152.000 Euro und für das Jahr 2025 ca. 107.000 Euro vorgesehen. 

Diese Initiativen zeigen, dass Schülerfirmen in Mecklenburg-Vorpommern nicht nur erfolgreich seien, sondern auch aktiv gefördert und unterstützt werden, um den Schülerinnen und Schülern praktische Einblicke in die Wirtschaft zu ermöglichen und ihre berufliche Orientierung zu fördern. Die Kinder und Jugendlichen können in ihren Firmen die Zusammenarbeit mit lokalen Unternehmen ausbauen und die Betriebe junge Talente kennenlernen.

Den Gründungsgeist wecken

Schülerfirmen können auch am bundesweiten Online-Wettbewerb "JUGEND GRÜNDET" teilnehmen. Das ist eine freie Bildungsplattform für Schüler/innen und Auszubildende rund um die Themen Innovation und Gründung.

Jedes Jahr entwickeln im Wettbewerb mehrere tausend Teilnehmende innovative Geschäftsideen – frei nach dem Wettbewerbsmotto: „Chancen erkennen. Zukunft gestalten. Bei Jugend gründet entstehen die Ideen für morgen!“ Das Siegerteam darf in die USA reisen und den Start up-Kosmos des Silicon Valley kennen lernen. Darüber hinaus winken Sonderpreise.

Im Kern verfolgt Jugend gründet das Ziel, den Gründungsgeist in jungen Menschen zu wecken, indem der Wettbewerb spielerisch wirtschaftliches Wissen vermittelt und wichtige Zukunftskompetenzen wie Teamfähigkeit, Experimentierfreude, Kreativität, aber auch Durchhaltevermögen, Eigenverantwortung das kritische Hinterfragen des Status quo fördert. Auf dieser Basis können die Teilnehmenden im Wettbewerb und darüber hinaus eigene Ideen entwickeln und umsetzen – als Basis für eine zukunftsfähige Gesellschaft.

Der Wettbewerb ist in zwei Phasen eingeteilt: In der Businessplan-Phase entwickeln die Teilnehmenden eine innovative Geschäftsidee und arbeiten diese in einem Businessplan aus. Die Teams mit den besten
Businessplänen werden zu den Pitch Events im Frühjahr eingeladen und dürfen ihre Ideen dort vor einer hochkarätigen Jury pitchen.

In der Planspiel-Phase schlüpfen die Teilnehmenden in die Management-Rolle und führen im so genannten Start-up-Simulator ein virtuelles Unternehmen durch die Höhen und Tiefen der Konjunktur. Der Abschluss des Wettbewerbsjahres ist das Bundesfinale im Juni, bei dem die zehn besten Teams der Gesamtwertung ein letztes Mal ihre Geschäftsideen vor einer Jury pitchen.