Ergebnisse aus dem aktuellen KfW-Gründungsmonitor
Wie der KfW-Gründungsmonitor zeigt, hat die Gründungstätigkeit in Deutschland im Jahr 2023 leicht zugelegt. Die Zahl der Existenzgründungen ist auf 568.000 gestiegen (+ 3%).
Zahl der Existenzgründungen steigt im Nebenerwerb, Rückgang im Vollerwerb
Im Jahr 2023 hat sich die Gründungstätigkeit in Deutschland leicht positiv entwickelt. Mit dem KfW-Gründungsmonitor kann die Zahl der Existenzgründungen im Mittel auf 568.000 Personen beziffert werden. Das ist ein kleines Plus von 3 % im Vergleich zu den 550.000 im Jahr 2022.
Dabei hat sich die Zahl der Existenzgründungen in Voll- und Nebenerwerb unterschiedlich entwickelt. Mit einem Anteil von 36 % waren es 2023 rund 205.000 Vollerwerbsgründungen und somit 8 % weniger als ein Jahr zuvor (2022: 222.000). Es verbleiben somit 363.000 Personen, die als Nebenerwerbsgründungen starteten, das sind 11 % mehr als im Vorjahr (2022: 328.000).
Bedingt durch den boomenden Arbeitsmarkt ging die Gründungstätigkeit in den letzten Jahren immer mehr von Menschen aus, die sich aus einer abhängigen Erwerbstätigkeit heraus selbstständig machten. Ihr Anteil stieg 2022 auf einen Rekordwert von 73 %. Im letzten Jahr 2023 ging der Anteil wieder auf 68 % zurück. Es waren dafür anteilig mehr Gründerinnen und Gründer zuvor erwerbsinaktiv oder arbeitslos.
Worin lagen laut KfW-Monitor die Motive für ein Gründung im 2023?
- Das Streben nach Unabhängigkeit (23 %) oder Selbstverwirklichung (20 %) sind die häufigsten Motive für Existenzgründungen. Im langjährigen Durchschnitt sind es zusammengenommen vier von zehn Gründerinnen und Gründern, die hierdurch motiviert sind.
- Bei ca. 32 % der Gründerinnen und Gründer steht dagegen im Vordergrund höheres/zusätzliches Einkommen zu haben oder den Lebensunterhalt zu verdienen.
- Eine Geschäftsidee auszunutzen ist Motiv von 8 % der Gründerinnen und Gründer
- Mit 10 % sind „besseren Job- oder Karriereperspektiven“ als Gründungsmotiv stark geblieben.
- Auf die Motive Arbeitslosigkeit zu beenden/vermeiden und Fortbestand eines bereits bestehenden Unternehmens zu sichern, entfallen zusammengenommen die restlichen 7 %.
Wie sieht die Branchenstruktur aus?
Im langjährigen Durchschnitt sind Gründerinnen und Gründer zu 68 % im Dienstleistungsbereich, zu 17 % im Handel und zu 14 % im Produzierenden Gewerbe aktiv.
Die Existenzgründungen des Jahres 2023 fügen sich in dieses Bild ein. Der Großteil ist mit 69 % Dienstleistungen, 22 % sind im Handel verortet und 9 % im Produzierenden Gewerbe.
Von den Gründerinnen und Gründern 2023 haben insgesamt 34 % einen Fokus auf Privatkunden und einen Fokus auf Gewerbekunden (Ø 64 %).
"Gesamtwirtschaftlich gab es 2023 kaum Impulse für Existenzgründungen. Sowohl Konjunktur als auch Arbeitsmarkt stagnierten und haben die Gründungstätigkeit weder besonders befördert noch belastet.“
Dr. Fritzi Köhler-Geib, Chefvolkswirtin der KfW
Gründerinnenanteil springt auf bisher höchsten Wert
Der Gründerinnenanteil im Jahr 2023 beträgt 44 % und liegt somit knapp über dem bisherigen Höchstwert von 43 % in den Jahren 2013–2015.
Bei 568.000 Existenzgründungen entspricht das einer absoluten Zahl von 251.000 Gründerinnen im Jahr 2023.
Getrennt nach Voll- und Nebenerwerb bleiben die aktuellen Anteile mit 40 und 46 % jedoch unter ihren bisherigen Höchstständen von 41 % (2014) und 50 % (2008).
Im langjährigen Durchschnitt entfallen 39 % der Gründungstätigkeit auf Frauen.
Bedeutung digitaler und internetbasierter Geschäftsmodelle stagniert
In den vergangenen Jahren spielten digitale Technologien und das Internet in der Gründungstätigkeit eine zunehmend wichtige Rolle. So legte der Anteil von Existenzgründungen, deren Kundinnen und Kunden digitale Technologien einsetzen müssen, um die Produkte und Dienstleistungen nutzen zu können, seit 2016 von einem Fünftel auf knapp ein Drittel zu.
Gleichzeitig stieg auch der Anteil der Gründungen, bei denen das Internet ein Kernelement der Geschäftstätigkeit ist, von einem Viertel der Existenzgründungen auf mehr als ein Drittel an. Der Extraschub, den digitale und internetbasierte Geschäftsmodelle nach dem Ausbruch der Corona-Krise noch 2021 bekamen, war somit nur von kurzer Dauer. Dennoch waren zuletzt insgesamt gut vier von zehn Gründungen digital oder internetbasiert. Auf ein Fünftel (22 %) der Gründungen trifft beides zu.
Gründungen werden laut KfW-Gründungsmonitor kapitalintensiver
Der Finanzmitteleinsatz bei Gründungen liegt meist bei unter 10.000 €. Im langfristigen Durchschnitt kamen gut drei Viertel (76 %) der Gründungen mit maximal 10.000 € aus. Dieser Anteil geht allerdings zurück. Er ist im Trend von gut 80 % 2008 auf gut 60 % 2023 gefallen. Zuletzt wurden bei 38 % der Gründungen mehr als 10.000 € eingesetzt. Die Gründungen werden also offenbar kapitalintensiver.
Der Trend zeigt sich bei Voll- und Nebenerwerbsgründungen, wenn auch auf unterschiedlichen Niveaus. Im Vollerwerb stieg der Anteil der Gründungen mit einem Finanzeinsatz über 10.000 € von knapp 30 % 2008 auf 56 % 2023, bei Nebenerwerbsgründungen von gut 10 auf 28 %.
Was sind die größten Gründungshemmnisse?
Das in der Wahrnehmung von Gründenden häufigste Hemmnis ist seit Jahren Bürokratie. Im Jahr 2023 waren bürokratische Hürden und Verzögerungen für 56 % der Gründenden ein Problem.
Hinter Bürokratie, dem mit Abstand häufigstes Gründungshemmnis auf Platz 1, komplettieren die Top-5 der häufigsten Hemmnisse unter Gründenden mit 38 % Bedenken, ob sich die Geschäftstätigkeit gewinnbringend betreiben lässt, mit 37 % Bedenken wegen zu hoher Belastung für Partnerschaft oder Familie, mit 34 % Bedenken wegen eines zu hohen finanziellen Risikos und ebenfalls mit 34 % Bedenken wegen besserer Jobs oder höherer Karrierechancen als Arbeitnehmer oder Arbeitnehmerin (Opportunitätskosten).
Gründerinnen und Gründer benoten den Gründungsstandort Deutschland wieder etwas besser
Durch die mit dem eskalierenden Krieg Russlands gegen die Ukraine ausgelöste Energiekrise und im Zuge der hohen Inflation sahen Gründerinnen und Gründer des Jahres 2022 den Standort Deutschland kritischer. Die inflationsbedingt schnelle Zinswende schlug sich beispielsweise in einer deutlich abgerutschten Benotung der Kreditverfügbarkeit nieder.
Mit der Bewertung 2023 wurde der Notenspiegel nun wieder etwas weniger rot. Bei 5 der 13 Standortfaktoren – Engagement der Politik, gesetzliche Regelungen, steuerliche Belastung, Bürokratiebelastung und Bildungssystem – bleibt der Notenschnitt allerdings bei 4 (ausreichend) bis 5 (mangelhaft).
Diese Standortfaktoren erschweren die Geschäftstätigkeit von Gründerinnen und Gründern offensichtlich am stärksten und müssen dringen verbessert werden. Bei den letzten beiden vergaben sogar jeweils mehr als die Hälfte der Gründerinnen und Gründer die Noten 5 oder 6.
Im Gegensatz dazu beurteilte rund die Hälfte der Gründerinnen und Gründer die Verfügbarkeit von Beratungsangeboten und den freien Marktzugang mit den Noten 1 oder 2.