Fairer Handel: Mit gutem Gewissen kaufen (oder verkaufen)

Fairer Handel in Deutschland hat sich im Geschäftsjahr 2023 trotz des zurückhaltenden Konsumverhaltens sowie der Klima- und Wirtschaftskrise solide entwickelt.

Zuletzt aktualisiert: 09.08.2024

Fairer Handel geht alle an: Eine x-beliebige Jeans im nächstbesten Kaufhaus erstehen oder bei einem der großen Online-Händler bestellen, ist die eine Option. Die andere ist, darauf zu achten, dass die Baumwollpflücker, Färber und Näherinnen im globalen Süden anständig bezahlt und weitere Sozial- und Umweltstandards entlang der gesamten Produktions- und Lieferkette bis zum Verkauf in Deutschland eingehalten werden. Am Ende dieses Prozesses steht ein faires Produkt, eine Vorzeigejeans sozusagen.
Was vor 50 Jahren mit dem ersten Weltladen in Deutschland begann, ist mittlerweile ein Milliardengeschäft.

Fairer Handel: Umsatz ist gestiegen

Der Umsatz mit fair gehandelten Produkten ist um 7,3 % auf 2,34 Milliarden Euro zu Endverbraucherpreisen gestiegen. Unter Berücksichtigung der durchschnittlichen Inflation von 6,3 % im vergangenen Jahr entspricht dies einem leichten Umsatzplus, der Absatz ist dagegen leicht gesunken. Die Verbraucher:innen in Deutschland gaben pro Kopf durchschnittlich 27,61 Euro für faire Lebensmittel, Textilien und Handwerksprodukte aus, ein leichtes Plus im Vergleich zum Vorjahr. Damit unterstützen sie nicht zuletzt die Anpassung der bäuerlichen Landwirtschaft an die Klimakrise. 

Die anerkannten Fair-Handels-Unternehmen erreichten 2023 einen Umsatz von 242 Millionen Euro (+ 5,7 %). Auch die Weltläden und Weltgruppen in Deutschland haben sich 2023 in einem schwierigen wirtschaftlichen Umfeld als Fachgeschäfte des Fairen Handels bewährt.
Ihr Gesamtumsatz belief sich im Geschäftsjahr 2023 auf 79 Millionen Euro. Gegenüber dem Vorjahr entspricht dies einem Plus von 2,6 %.

Mit einem Anteil von 82 % wurde der Großteil des Umsatzes mit Produkten aus Fairem Handel in Deutschland mit Lebensmitteln erzielt. Ihr prozentuales Gewicht gegenüber den Non-Food-Produkten (darunter vor allem Textilien, Kunsthandwerk und Kosmetik) ist unverändert geblieben.

Fairer Handel: Neue Herausforderungen

Aktuelle, neu geschaffene rechtliche Rahmenwerke auf nationaler und europäischer Ebene verlangen von Unternehmen, sich zunehmend mit der Einhaltung von umwelt- und menschenrechtlichen Sorgfaltspflichten entlang internationaler Lieferketten auseinanderzusetzen. Beispiele
dafür sind das im Mai 2024 verabschiedete EU-Lieferkettengesetz (EUCSDDD), die Verordnung für entwaldungsfreie Produkte (EU DR) oder das deutsche Lieferkettensorgfaltspflichtengesetz (LkSG).

Um Fair-Handels-Unternehmen und Kleinproduzent*innen im Globalen Süden bei der Umsetzung neuer Sorgfaltspflichten zu unterstützen, wurde der HREDD-Unterstützungsfonds (Human Rights and Environmental Due Diligence) für Fair-Handels-Unternehmen und ihre Kooperationspartner aufgesetzt.

Mehr zum Thema Fairer Handel – auch mit vielen interessanten Beispielen – findest du in der Broschüre „Aktuelle Entwicklungen im Fairen Handel“, die jährlich vom Forum Fairer Handel e. V. herausgegeben wird.

Fairer Handel: Verbraucher:innen-Befragung

Eine Befragung durch das Forum ergab, dass die Gründe der Menschen, Produkte aus Fairem Handel zu kaufen, vielfältig sind (Mehrfachnennungen waren möglich).
Von etwa einem Drittel der Befragten wurden eine faire Entlohnung der Produzent*innen für ihre Produkte bzw. ihre Arbeit (33,7 %) und der Verzicht auf Kinder- und Zwangsarbeit bei der Herstellung (31,7 %) ausgewählt. Aber auch der Wille, sozial-, umwelt- und klimaverträgliche (d.h. nachhaltige) Produkte zu konsumieren (26,3 %), das Vertrauen darauf, dass die Erzeuger*innen vom Fairen Handel profitieren (25,0 %) und der Wunsch, die Ziele des Fairen Handels zu unterstützen (25,0 %), wurden von jeweils etwa einem Viertel der Menschen als Beweggründe benannt.

Bei der Frage, warum man keine Produkte aus Fairem Handel kauft, war mit großem Abstand der Preis der wichtigste Grund. Ein weiteres Hindernis waren Zweifel daran, dass die Erzeuger:innen wirklich vom Fairen Handel profitieren. Auch die eingeschränkten Verfügbarkeit oder dass es bestimmte Produkte bzw. Marken nicht aus Fairem Handel gebe, wurden von den Befragten als Gründe angegeben. Ein weiterer Punkt ist die Unsicherheit darüber, welche der vielen Siegel wirklich für fairen Handel bürgen.

Mehr Informationen findest du in der Broschüre “Verbraucher*innenbefragung des Forum Fairer Handel e.V. 2023”.