Gemeinschaftsdiagnose Frühjahr 2025

Laut der Gemeinschaftsdiagnose Frühjahr wird für 2025 nur ein minimales Wachstum des BIP von 0,1 % erwartet.

Zuletzt aktualisiert: 30.04.2025
Symbolbild für Gemeinschaftsdiagnose: eine Person im Vordergrund hält ein Tablet mit Diagrammen, im Hintergrund ein Schweißroboter in einer Fertigungshalle

Die Wirtschaftsforschungsinstitute der Projektgruppe Gemeinschaftsdiagnose (IfW Kiel, DIW, IWH, RWI und ifo Institut) haben am 10. April 2025 ihr Frühjahrsgutachten mit dem Titel „Geopolitischer Umbruch verschärft Krise – Strukturreformen noch dringlicher“ veröffentlicht.

Die wichtigsten Punkte in der Gemeinschaftsdiagnose

- Minimales BIP-Wachstum

Die Institute erwarten im Jahresdurchschnitt 2025 ein minimales Wachstum des preisbereinigten Bruttoinlandsprodukts (BIP) um 0,1 %, im Jahr 2026 soll die Wirtschaftsleistung wieder um 1,3 % wachsen. Die Prognose für das laufende Jahr wird damit gegenüber der Herbstprognose, die noch von einem Wirtschaftswachstum von 0,8 % ausgegangen ist, deutlich nach unten korrigiert.
Für 2026 bleiben die Institute bei ihrer Prognose.

Gründe für die Revision seien die neuen US-Zölle, die hohe wirtschaftspolitische Unsicherheit. Bereits durch die Autozölle wird eine Verringerung des BIP um 0,1 % pro Jahr erwartet. Die Effekte der Anfang April angekündigten und nun ausgesetzten weiteren weitreichenden Zölle sind noch nicht eingepreist. Zu erwarten wäre ein doppelt so starker Effekt von dann 0,2 % pro Jahr.

Auswirkungen der angekündigten staatlichen Investitionen in Verteidigung und Infrastruktur sollen erst 2026 erkennbar sein. In dem Jahr nehmen die Institute an, dass 24,2 Mrd. Euro veranlagt werden. Das entspricht 0,5 % des zu erwartenden BIP (vgl. S. 43). Diese Ausgaben seien als Strukturprogramm zu verstehen. Es sei wichtig, monetäre Mittel mit Bedacht auszugeben, damit statt reinen Preiseffekten Wachstumseffekte entstehen können (vgl. Kapitel 4 ab S. 68).

- Aussichten für Weltkonjunktur eingetrübt

Die Aussichten für die Weltkonjunktur haben sich durch tiefgreifend geänderte Rahmenbedingungen eingetrübt. Zusätzlich werden dämpfende Effekte durch die Annahme einer baldigen Beendigung der Leitzinssenkungen angenommen. Der Zuwachs der Weltproduktion soll bei 2,4 % in beiden Prognosejahren liegen (vgl. S. 11). Der Welthandel wird voraussichtlich gebremst, er dürfte dieses Jahr um 2,1 % und nächstes Jahr um 1,6 % wachsen. Im Herbst lag die Prognose noch um 0,2 % bzw. 0,8 % höher. Große Risiken für die weltwirtschaftliche Entwicklung ergäben sich durch verschärfte geopolitische Verwerfungen, eine möglicherweise hartnäckige verankerte Inflation und die weitere Eskalation handelspolitischer Konflikte.

- Verbraucherpreis und Kerninflation

Die Verbraucherpreise sollen im Jahr 2025 um 2,2 % steigen. Im kommenden Jahr dürfe die Rate auf 2,1 % leicht sinken (vgl. S. 41). Die prognostizierte Kerninflation fällt mit einer Bandbreite von 2,5 % und 3 % im Jahr 2025 noch erhöht aus (vgl. S. 56). Die Lohndynamik dürfe in diesem und nächsten Jahr deutlich nachlassen. Der Anstieg der Realeinkommen wird im Jahr 2025 auf 0,2 % und im Jahr 2026 auf 0,6 % geschätzt.

- Stabiler Arbeitsmarkt

Im laufenden Jahr 2025 werden die Tarifverdienste laut Gemeinschaftsdiagnose um 2,6 % steigen. Die Institute erwarten für 2026 einen Anstieg von 2,5 % (vgl. S. 55). Der Arbeitsmarkt soll sich weiterhin robust zeigen, wenn auch die Arbeitslosenquote etwas höher prognostiziert wird. Die Zahl der Erwerbstätigen wird als konstant angenommen (45,817 Millionen im Jahr 2025, 45,844 Millionen im Jahr 2026) (vgl. S. 56). Die Arbeitslosenquote werde sich erst etwas erhöhen und dann zurückgehen von 6,3 % im Jahr 2025 und 2026 auf 6,2 % (vgl. S. 41).

- Finanzpolitik erhöht Verschuldungsspielräume

Die geänderte Finanzverfassung hat die Schuldenregel für Bund und Länder geändert. Im Ergebnis weitet sich damit der gesamtstaatliche Kreditfinanzierungsspielraum erheblich aus. Damit steigt gesamtstaatlich die strukturell mögliche Defizitquote in den nächsten Jahren von bislang 0,35 % auf etwa 3,7 %.

- Schwerpunkt Produktivität

Ein Schwerpunktthema des vorliegenden 150. Gutachtens der Gemeinschaftsdiagnose ist die Produktivität in Deutschland (vgl. Kapitel 5, ab Seite 74). Es werden die Entwicklung, Determinanten und eine Prognose dargestellt. Für die Steigerung der Arbeitsproduktivität ist die erfolgreiche Umsetzung der Vorteile künstlicher Intelligenz in den Produktionsprozess der Unternehmen entscheidend. Die technische Fortschrittsrate gilt es zu erhöhen, dies kann durch Investitionen in Wissenskapital und die Steigerung der Patentanmeldungen gelingen.

Frühjahrsgutachten 2025: „Geopolitischer Umbruch verschärft Krise – Strukturreformen noch dringlicher“