Gender Pay Gap: Frauen holen auf, aber der Weg ist noch weit

Der Gender Pay Gap gilt als der zentrale Indikator für Verdienstungleichheit zwischen Frauen und Männern.

Zuletzt aktualisiert: 07.03.2024

Unbereinigter Gender Pay Gap 2023

Wie das Statistische Bundesamt (Destatis) mitteilt, erhielten Frauen im Jahr 2023 mit durchschnittlich 20,84 Euro einen um 4,46 Euro geringeren Bruttostundenverdienst als Männer (25,30 Euro). Das heißt, Frauen verdienten 18 % weniger pro Stunde als Männer.
Ein Großteil der Verdienstlücke ist darauf zurückzuführen, dass Frauen häufiger als Männer in Branchen, Berufen und Anforderungsniveaus arbeiten, in denen schlechter bezahlt wird.
Auch die häufigere Teilzeit geht mit geringeren durchschnittlichen Bruttostundenverdiensten einher. Während Männer 2023 im Monat 148 Stunden einer bezahlten Arbeit nachgingen, waren es bei Frauen nur 121 Stunden. Damit brachten Frauen 18 % weniger Zeit für bezahlte Arbeit auf als Männer (Gender Hours Gap).
In der Erwerbsbeteiligung gibt es ebenfalls Unterschiede zwischen den Geschlechtern. Aktuelle Zahlen zur Erwerbstätigkeit aus dem Jahr 2022 zeigen, dass 73,0 % aller Frauen einer bezahlten Arbeit nachgingen. Bei den Männern waren es 80,5 %. Damit lag der Gender Employment Gap im Jahr 2022 bei 9 %.
Nach wie vor ist der unbereinigte Gender Pay Gap in Ostdeutschland deutlich kleiner als in Westdeutschland: In Ostdeutschland lag er im Jahr 2023 bei 7 %, in Westdeutschland bei 19 % (2006: Ostdeutschland: 6 %, Westdeutschland: 24 %).
Im langfristigen Vergleich sank der unbereinigte Gender Pay Gap: Zu Beginn der Messung im Jahr 2006 betrug der geschlechterspezifische Verdienstabstand noch 23 %. Seit 2020 verharrt er bei 18 %.

Gender Gap Arbeitsmarkt

Aus den drei oben genannten Gaps ergibt sich der Gender Gap Arbeitsmarkt, der 2023 bei 39 % lag (2014 bei 45 %).
Je höher der Gender Gap Arbeitsmarkt, desto stärker ist die Verdienstungleichheit auf dem Arbeitsmarkt ausgeprägt. Hier spiegelt sich also eine positive Entwicklung wider.

Dass der Gender Gap Arbeitsmarkt kleiner geworden ist, ist vor allem darauf zurückzuführen, dass die Bruttostundenverdienste der Frauen stärker stiegen als die der Männer. Dies führte zu einem Rückgang des Gender Pay Gap um vier Prozentpunkte, von 22 % auf 18 %. Zusätzlich verringerte sich der Gender Hours Gap um drei Prozentpunkte, von 21 % auf 18 %. Das lag vor allem an einem Rückgang von Männern geleisteten Arbeitsstunden. Sie sanken von 154 Stunden im Jahr 2014 auf 148 im Jahr 2023. Bei den Frauen blieben die bezahlten Stunden mit 121 im Jahr 2023 nahezu konstant (2014: 122 Stunden).
Die Erwerbsbeteiligung von Frauen nahm zudem stärker zu als die der Männer. Im Jahr 2014 waren 69,3 % aller Frauen im Alter zwischen 15 und 64 Jahren erwerbstätig, neun Jahre später waren es 73,0 %. Bei den Männern stieg die Erwerbstätigenquote um knapp drei Prozentpunkte. Der Gender Employment Gap sank damit von 11 % auf 9 %.

Bereinigter Gender Pay Gap 2023

Der bereinigte Gender Pay Gap lag 2023 bei 6 %.
Das bedeutet, Frauen mit vergleichbaren Qualifikationen, Tätigkeiten und Erwerbsbiografien wie Männer verdienten im Schnitt 6 % weniger pro Stunde.
Hier wird jener Teil des Verdienstunterschieds herausgerechnet, der auf strukturelle Unterschiede zwischen den Geschlechtern zurückzuführen ist, wie Unterschiede im Hinblick auf Beruf, Branche, Beschäftigungsumfang, Qualifikation oder Karrierelevel. Zu berücksichtigen ist aber, dass nicht über alle lohnrelevanten Einflussfaktoren Informationen zur Verfügung stehen. Beispielsweise fehlen Angaben zu Erwerbsunterbrechungen (z. B. durch Elternzeit), mit denen der bereinigte Gender Pay Gap geringer ausgefallen wäre. Daher sollte dieser Wert nicht mit Verdienstdiskriminierung gleichgesetzt werden, sondern gilt eher als „Obergrenze" für Verdienstdiskriminierung.

Einkommensunterschiede weiter absenken oder sogar beseitigen

Setzt sich das Aufholen wie im letzten Jahrzehnt fort, wird es noch etwa 30 Jahre dauern, bis der Gender-Pay-Gap abgebaut ist.

Problem ist vor allem: Frauen unterbrechen im Laufe ihres Erwerbslebens familienbedingt häufiger ihre Karriere und arbeiten in Teilzeit. Karrieresprünge und Lohnerhöhungen werden für Frauen somit seltener.
So liegt der unbereinigte Gender Pay Gap bei den 30-Jährigen noch bei 8 % (Frauen in Deutschland bekommen durchschnittlich mit 30 Jahren ihr erstes Kind!). Am höchsten fällt er bei Beschäftigten im Alter zwischen 57 und 61 Jahren mit 27 % aus.

Für die weitere Verbesserung der Chancengleichheit von Frauen bei Einkommen und Karriere bedarf es deshalb vor allem Maßnahmen zur besseren Vereinbarkeit von Familie und Beruf. Eine stärkere Erwerbsbeteiligung fördert zudem der Abbau von Anreizen im Steuer- und Transfersystem, die es faktisch gerade für Frauen finanziell unattraktiv machen, eine Erwerbsarbeit aufzunehmen. Quoten und Gesetze sind wirksame Mittel, um den Anteil von Frauen in Führungspositionen zu erhöhen.

Weitergehende Informationen

Anlässlich des Equal Pay Day hat das Statistische Bundesamt den Gender Gap Simulator veröffentlicht. Anhand von simulierten Szenarien können Nutzende verschiedene Ursachen von Verdienstungleichheit kennenlernen. Neben dem Gender Pay Gap stehen hier insbesondere die Themen Arbeitszeit und Erwerbsbeteiligung im Fokus.
Wie es in weiteren Bereichen um die Gleichstellung von Frauen und Männern steht, zeigen die Gleichstellungsindikatoren.

Lese-Tipp zum Frauentag

Inspirierende Frauen: Sie sind sehr verschieden, doch eines haben alle gemeinsam: Sie sind stark und wollen etwas bewegen. KfW Stories stellt anlässlich des Weltfrauentages am 8. März in einem Dossier inspirierende Unternehmerinnen, Gründerinnen, Angestellte, Hausfrauen und Mütter vor.