Eine inspirierende Eröffnung des Oberbürgermeisters
Die Veranstaltung wurde von Organisator Chuck Henjes (Gründungswerft) eröffnet, gefolgt von einem eindrucksvollen Grußwort des Oberbürgermeisters Dr. Stefan Fassbinder. In seiner Ansprache hob Fassbinder hervor, dass Greifswald eine Vorreiterrolle im Klimaschutz übernommen hat und bereits früh damit begann, Nachhaltigkeit fest in das städtische Handeln zu integrieren. Greifswald war die erste Stadt in Mecklenburg-Vorpommern, die eine umfassende Nachhaltigkeitsstrategie mit einer IST-Analyse und klar definierten Zielen verabschiedet hat. Fassbinder unterstrich die Bedeutung konkreter Maßnahmen: „Es reicht nicht, Konzepte zu haben – wir müssen handeln.“
Die Energieversorgung der Stadt soll auf grüne Energie umgestellt werden, und die Dekarbonisierung der Wärmeversorgung ist dabei eine der Hauptaufgaben. Trotz gesetzlicher Hürden in Ausschreibungen wird versucht, öffentliche Beschaffungen nachhaltiger zu gestalten, etwa durch den Einsatz von Recyclingpapier oder umweltfreundlicher Arbeitsbekleidung. Auch werden öffentliche Gebäude nachhaltiger gebaut. Fassbinder sprach über internationale Projekte, in denen Greifswald involviert ist, wie Partnerschaften in Brasilien und polnischen Kommunen. „Wenn es Menschen anderswo besser geht, hat das langfristig positive Auswirkungen auf unser Klima,“ sagte er. Stolz berichtete er zudem von Greifswalds Auszeichnung mit dem 1. Preis beim Bundeswettbewerb „Kommune bewegt Welt“ und schloss mit einem Appell, Nachhaltigkeit als Grundlage unseres Handelns zu sehen.
Technologische Impulse von Telekom und Huawei
Die Sponsoren Deutsche Telekom und Huawei brachten technologische Perspektiven in die Diskussion ein. Die Deutsche Telekom stellte ihr „TechBoost“-Programm vor, das Start-ups kostenfrei Unterstützung bietet und eine Community aus über 1.000 Unternehmen umfasst. Huawei erwähnte seine Zusammenarbeit mit der Hochschule Wismar und betonte, wie wichtig Netzwerke für die Umsetzung innovativer und nachhaltiger Projekte sind. Das Unternehmen arbeite eng mit Forschungseinrichtungen zusammen und unterstützt Start-ups mit Equipment und Marktzugängen in China.
Nachhaltigkeitspanel: Expert:innen und Praxislösungen
Ein Höhepunkt war das Panel „Nachhaltigkeit in der Praxis“ mit Expert:innen wie Gudrun Mernitz (Witeno), Jan Klaiber (DIZ Rostock, de:hub Greentech), Mario Mietsch (MBG MV), Volker Hirchert (IHK Neubrandenburg) und Hannes Trettin (Project Bay). Die Diskussion drehte sich um die Bedeutung digitaler und nachhaltiger Transformationen in MV.
Gudrun Mernitz schilderte, wie Start-ups als Innovationsmotor die Region voranbringen und berichtete vom erfolgreichen BioBoosters Hackathon in Finnland, bei dem Lösungen für den Ostseeraum entwickelt wurden. Jan Klaiber verkündete, dass das DIZ Rostock, zusammen mit der Witeno, Co-Träger der neuen Initiative de:hub Greentech ist und künftig verstärkt auf Nachhaltigkeit setzen sowie seine Programme entsprechend ausrichten wird.
Mario Mietsch hob hervor, wie entscheidend finanzielle Unterstützung ist, um nachhaltige Geschäftsmodelle auf lange Sicht erfolgreich zu machen. Volker Hirchert teilte mit, dass die IHK Neubrandenburg Unternehmen aktiv mit zwei eigens eingestellten Klimalotsinnen unterstützt, um die Vorteile nachhaltiger Transformationen zu vermitteln. Hannes Trettin sprach leidenschaftlich über die Arbeit von Project Bay, das soziale Innovationen in ländliche Räume bringt und mit digitalen Lösungen die Zukunft nachhaltiger gestalten will.
Das Panel zeigte eindrucksvoll, dass Mecklenburg-Vorpommern nicht nur über Konzepte redet, sondern konkrete Maßnahmen ergreift, um die nachhaltige Transformation voranzutreiben.
12min.me: Nachhaltige Impulse im Schnelldurchlauf
Die 12min.me Vortragsreihe brachte mit drei kurzen, aber prägnanten Präsentationen frischen Wind in den Abend.
- Matti Glatte von Hival: Er sprach über die dramatischen Folgen des Klimawandels und stellte technische Lösungen sowie den European Green Deal vor. Hival bietet Nachhaltigkeitsberichterstattung an und unterstützt hauptsächlich bei Compliance, Umweltwissenschaft und Datenanalyse.
- Maximilian Kajahn von 1Komma5°: Das Unternehmen nutzt intelligente, steuerbare Verbrauchseinrichtungen sowie Software, um günstigen Strom zu speichern und bei hohen Preisen den eigenen Strom autark zu nutzen. Ziel ist es, bis 2030 sieben Kernkraftwerke überflüssig zu machen.
- Martin French von der Wirtschaftsförderung Landkreis Rostock: Er hob das Potenzial Mecklenburg-Vorpommerns als „nachhaltiger Ruhrpott des 21. Jahrhunderts“ hervor und betonte die Bedeutung von GreenTech-Initiativen. Außerdem stellte er den „Twin Transformation Butterfly“ vor, der die gegenseitige Bedingung von digitaler und nachhaltiger Transformation darstellt, mit GreenTech als Schnittstelle.
Die Vorträge boten einen kompakten und inspirierenden Einblick in aktuelle Entwicklungen und zeigten, wie innovative Ideen zur Nachhaltigkeit beitragen können.
Himmel der Möwen: Pitches voller Innovation
Der Höhepunkt des Abends war der Pitch-Wettbewerb „Himmel der Möwen“. Acht Start-ups präsentierten ihre innovativen Ideen in je zwei Minuten und wurden vom Publikum mit Applaus und Jubel bewertet. Die Teilnehmenden waren:
- Cell2Green – Entwickeln biologisch abbaubare und recycelbare Plastikfolien.
- Build Blue – Nutzen Seegras als nachhaltigen Baustoff.
- MPO Tec – Produzieren Heiztapeten für energieeffizientes Heizen.
- Vivi & Green – Entwickeln gesunde, nachhaltige Baukonzepte.
- Station 44 – Bieten wiederverwendbare Baumaterialien an.
- Grinol – Verwandeln Biomasse und Abfall in Energie.
- Mr. Cheese-Raclette – Setzen auf nachhaltige Prozesse in der Gastronomie.
- Spontaner Pitch: Andre Starke – Finanzielle Selbstbestimmung an der Börse.
Mit tosendem Applaus wählte das Publikum Cell2Green zum Gewinner des Wettbewerbs. Wir gratulieren ebenfalls und sind gespannt auf die weiteren Entwicklungen aller Teilnehmenden.
Fazit: Inspirierende Gründungsszene mit Blick in die Zukunft
Die Atmosphäre im Bürgerschaftssaal des Greifswalder Rathauses war durchweg voller Energie und Inspiration. Eine engagierte Community kam zusammen, die sich gegenseitig motivierte und unterstützte. Der Austausch wurde durch neue Gesichter aus anderen Städten bereichert, und die professionellen Pitches beeindruckten selbst Besucher:innen aus der Berliner Gründungsszene. Auch der NDR war vor Ort, um der Veranstaltung mit seiner Radio-Berichterstattung zusätzliche Aufmerksamkeit zu verleihen.
Der 25. Gründungsstammtisch Greifswald bewies eindrucksvoll, dass Mecklenburg-Vorpommern eine führende Rolle im Bereich nachhaltiger Innovationen spielt. Mit einem beeindruckenden Anteil von 33 % an grünen Startups gehört Mecklenburg-Vorpommern laut dem Green Startup Monitor 2024 deutschlandweit zu den Top 3 Regionen für grüne Start-ups. Die Teilnehmenden kamen aus allen Teilen des Landes - von Rostock über Rügen bis Neubrandenburg - und zeigten, dass Greifswald weit mehr ist als nur ein Veranstaltungsort: Es ist ein aktiver Knotenpunkt für die Umsetzung grüner Ideen, deren Wirkung weit über die Stadtgrenzen hinausreicht.